«Wir haben euch nicht vergessen!» – im Interview mit Matty Mullins von Memphis May Fire

Auch wenn ihre letzten Shows auf deutschem Boden bereits sechs Jahre zurückliegen, zählen Memphis May Fire nach wie vor zu den erfolgreichsten Metalcore-Acts, die die Szene zu bieten hat.
In den vergangenen zwei Jahrzehnten veröffentlichte die Band nicht nur acht Alben, sondern schaffte es dabei stets, sich weiterzuentwickeln – ohne ihrem gewohnt härteren Sound untreu zu werden. Auch das neueste Werk Shapeshifter, das am 28. März 2025 erschien, liefert in dieser Hinsicht wieder das volle Programm.
Wir hatten letzte Woche die Gelegenheit, uns mit Frontsänger Matty Mullins zusammenzusetzen, um über das Album, mögliche EU-Shows und weitere Themen zu sprechen.

moshed.net: Aktuell befindest du dich ja zwischen zwei Touren – erst Anberlin, und direkt im Anschluss geht es mit Memphis May Fire weiter. Das sind 57 Shows in drei Monaten. Würdest du so einen Marathon nochmal durchziehen?

Matty: Letztes Jahr waren wir in einer ähnlichen Situation und haben das wirklich gut hinbekommen. Seit ich in zwei Bands aktiv bin, ist die Arbeit komischerweise sogar ein bisschen mehr geworden. (lacht) Aber das ist absolut okay – ich liebe es.

moshed.net: Wow! Respekt für diese Leistung. Wie geht es dir gerade? Shapeshifter ist endlich draußen und eure Tour startet in zwei Wochen.

Matty: Mir geht’s richtig gut, ich bin ein bisschen aufgeregt. Natürlich ist auch viel Stress dabei, aber ich bin einfach dankbar, dass wir diesen Weg überhaupt gehen dürfen. Das macht mich sehr zufrieden.

moshed.net: Shapeshifter ist – unserer Meinung nach – ein sehr passender Name für die Platte. Stand der Titel schon fest, bevor die Aufnahmen abgeschlossen waren, oder hat er sich im Prozess ergeben?

Matty: Auf dem Album gibt es ja auch einen Song, der Shapeshifter heißt, und dieser Titel stand für uns schon eine ganze Weile fest. Während der Aufnahmen wurde uns dann immer klarer, dass wir auch das Album so nennen wollen. Eigentlich ist es eher untypisch für uns, ein Album nach einem Song zu benennen, aber wir haben gemerkt, dass dieser Track das Thema des Albums am besten zusammenfasst. Wobei ich sagen muss: Der Albumtitel war tatsächlich eine der letzten Entscheidungen, die wir getroffen haben.

moshed.net: Liest du bei solchen Releases eigentlich Kommentare auf Social-Media-Plattformen oder YouTube?

Matty: Sehr selten, wirklich nur ganz selten. Egal, was dort steht – es würde für mich nichts ändern.

moshed.net: Acht von zehn Songs wurden bereits vor dem Release als Singles veröffentlicht. Diese Strategie ist mittlerweile bei vielen Bands beliebt. Ist es dennoch eine harte Entscheidung, den Großteil eines neuen Albums schon vorab preiszugeben?

Matty: Wir machen das schon seit einigen Alben so. Es macht auf vielen Ebenen einfach Sinn. Jeder Song bekommt so seinen eigenen Moment im Rampenlicht, und genau das ist ja auch unser Ziel. Wenn wir ein Album mit zehn Songs veröffentlichen, wollen wir natürlich, dass alle gehört werden – nicht, dass irgendein Song untergeht. Unsere Fans bekommen auf diese Weise auch schon lange vor dem Release neuen Content. Und wer das nicht mag, kann ja einfach bis zur Albumveröffentlichung warten und sich dann alle Songs auf einmal anhören. Für uns ist das die perfekte Lösung.

moshed.net: Auch auf Shapeshifter finden sich wieder viele klangliche Variationen. Was ist für dich persönlich der „ungewöhnlichste“ Song auf dem Album?

Matty: Ganz klar Versus. Dieser Track hat etwas, das wir in der Form noch nie gemacht haben. Es ist eigentlich nicht mal ein richtiger Song, sondern eher ein Intro zum finalen Track der Platte. Sowohl instrumental als auch gesanglich ist Versus komplett anders als alles, was wir bisher gemacht haben – und genau das macht ihn so spannend für mich. Ich liebe es, mit stilistischen Brüchen zu spielen und den Hörer:innen etwas Unerwartetes zu geben, das sie trotzdem mögen. Das macht Musik für mich interessant. Genau so wollen wir auch weiterhin Alben schreiben.

moshed.net: Der Übergang von Versus zu Love is War war auch für uns in der Redaktion ein Highlight. Ganz ehrlich: Es klingt fast wie ein Intro fürs ganze Album. Gab es die Überlegung, diese beiden Tracks als Opener zu platzieren?

Matty: Nein. Love is War ist ein unglaublich kraftvoller Song und war für mich von Anfang an der perfekte Abschluss für Shapeshifter. Wir neigen dazu, am Ende nochmal thematisch richtig aufzudrehen. (lacht)

moshed.net: Eure letzte Show in Deutschland liegt schon sechs Jahre zurück. Gibt es Pläne, das bald zu ändern?

Matty: Es ist wirklich schon viel zu lange her! Die letzten Jahre waren von so vielen Herausforderungen geprägt, dass es einfach schwer war, außerhalb der USA zu touren. Aber: UK und Europa sind für uns immer ein Ziel – und wir werden definitiv zurückkommen!

moshed.net: Könntet ihr euch eine Headliner-Tour durch Europa vorstellen – oder eher als Support für einen anderen Act?

Matty: Ehrlich gesagt sind wir da offen. Eine Headliner-Tour wäre natürlich großartig, aber wir wären auch sehr neugierig, mit einem europäischen Act als Headliner durch den Kontinent zu touren. Es ist noch nichts fix, aber es gibt aktuell Gespräche und Ideen für eine internationale Tour. Mal sehen, ob wir bald mehr dazu sagen können.

moshed.net: Nehmen wir mal an, einige Leute in der Szene sind bei euch nicht mehr ganz auf dem neuesten Stand – welcher Song repräsentiert euch aktuell am besten?

Matty: Ganz klar der Titeltrack Shapeshifter. Gerade in Deutschland würde der wahrscheinlich sehr gut ankommen. Aus unserer Sicht ist Deutschland das Land, das die „heavy Music“-Szene am stärksten lebt. Ich würde es lieben, diesen und viele weitere Songs zurück zu unserer deutschen Familie zu bringen.

moshed.net: Wirklich schön gesagt! Das war’s auch schon mit unserem Interview. Zum Schluss: Deine letzten Worte an die deutschen Fans?

Matty: Hey Leute, solltet ihr uns wirklich vergessen haben, nehmen wir euch das nicht übel – es ist ja wirklich schon eine Weile her. Aber wir haben euch nicht vergessen! Wir lieben euer Land, eure Szene, und wir können es kaum erwarten, bald wieder eure Clubs zu bespielen.

Wir danken Matty für seine Zeit und sind gespannt, ob wir schon bald über deutsche Tourdates berichten dürfen. Aktuell sind Memphis May Fire von April bis Oktober in den USA unterwegs – aber ein Konzertherbst oder eine Festivaltour 2026 wäre durchaus denkbar. Ihr erfahrt es natürlich bei uns!