Die Tatsache, dass auf dieser Clubshow weitgehend gefilmt wird, zeigt, dass die Mitglieder von Empire State Bastard ihre Bekanntheit nicht durch TikTok oder Instagram erlangt haben. Sie vereinen die besten Erfahrungen aus anderen Zeiten.

Das Helios 37, in das die Show runterverlegt wurde, ist nun wirklich kein Ort, in dem man regelmäßig Bands von diesem Kaliber spielen sieht: Simon Neil (Biffy Clyro, Marmaduke Duke), Mike Vennart (Ex-Oceansize, Biffy Clyro), Dave Lombardo (Ex-Slayer) und Naomi Maclead. Nach einer kurzen deutschen Begrüßung von Neil prescht die Supergroup direkt mit ihrer neuesten Single „Tired, Naw?“ nach vorne. Die paar Verstärker auf der Bühne des kleinen Clubs scheinen das nur schwer verarbeiten zu können.

Vennart und Maclead verziehen kaum eine Miene, was es schwierig macht, ihre Stimmung einzuschätzen. Spätestens aber, als die Band kurze Zeit später die Albumversion von „Tired, Naw?“ – „Tired, Aye?“ – ohne Gitarren spielt, Maclead zufrieden ihr Haargummi richtet und Vennart die Ärmel seines 70er-Jahre-artig-bemusterten Hemds hochkrempelt und anfängt, zu Lombardos Schlagzeug-Groove zu tänzeln, scheint es doch, als würden die beiden sich wohlfühlen.

Der Sound wird im Laufe der Show etwas besser, wenn die Verstärker noch immer etwas überfordert klingen. Aber wenn die Musik von Empire State Bastard sich mit wenigen Worten zusammenfassen lässt, dann gehören die Adjektive hektisch, wild und chaotisch sicher dazu. Gewissermaßen passt also alles. Zusätzlich bringen Macleads Backing Vocals einen schönen Kontrast zu der rohen Musik.

Auch das Publikum lockert zunehmend auf und bewegt sich immer mehr. Es ist nicht nur schön zu sehen, wie sehr Empire State Bastard ihre Fans zwischen 25 und 60 mitreißen, sondern auch sich selbst: Regelmäßig wenden sich Neil, Vennart und Maclead Lombardo zu. Dieser sitzt zwar etwas versteckt wie ein kleiner Junge hinter seinem Schlagzeug, zieht seine im Halbkreis um ihn stehenden Bandkolleg*innen aber einfach nur mit. Da werden sogar innerhalb der Band Kusshände für den Großmeister geworfen.

Fotocredit: Gavin Smart

Julian Konetzka

Julian Konetzka

Harter Kern, weiche Texte.