Was für eine kleine Bilderbuchgeschichte: Letters Sent Home erklangen erstmals bei uns im Jahr 2021, als die starke Single „Misery Loves Company“ veröffentlicht wurde. Das beeindruckende Featuring mit Being As An Ocean Frontmann Joel Quartuccio tat sein Übriges dazu. Doch abgesehen von EPs gab es noch nicht viel von der Gruppe aus Norddeutschland zu hören. Nun heißt es also hoffen, dass man den ersten LP Release in diesem musikalischen Sumpf, der täglich mit Songs um sich wirft, nicht verpasst. Man sieht, dass das Schicksal anscheinend eine Vorliebe für Happy Endings hat, denn kaum drei Jahre später sitzen wir hier und rezensieren das lang erwartete erste Album, und hoffen genauso wie ihr, dass es uns verzaubert, so wie damals diese eine Single.

 

Forever Undone“ fängt genauso an, wie es sich für ein erstes Album einer Band gehört, die man nicht in Schubladen stecken kann: „Earthquake“ spielt zu Anfang mit seinem Charme und explodiert förmlich, um uns direkt eine der großen Stärken dieser Band zu offenbaren – die absolut treffenden Vocals von Frontfrau Emily, gepaart mit härteren Riffs. Wir erleben ein wahres Gefühlsgewitter auf der ganzen Platte, bei dem es an Abwechslung überhaupt nicht mangelt. Während uns eingängige Refrains wie bei „Request Denied“ oder „Final Battle“ schon vor dem PC zum Mitwippen bringen, erleben wir bei „Elements“ noch einmal eine komplett andere, fast dark-pop-ähnliche Seite und verlieben uns bei „Seven“ ein wenig in den Gedanken, wie gut dieser Song als Anime-Outro funktionieren könnte.

Zum Schluss bleibt natürlich noch das große Finale mit der Ballade des Albums: „I Hope I Die First“ berührt nicht nur mit seinem Namen, sondern nimmt uns nach den bisherigen 30 wirklich emotionalen Minuten noch einmal mit auf die verletzlichste Ebene. Liebe ist eben nicht nur etwas sehr Schönes, sondern kann auch sehr verletzend sein. Es gibt wirklich viele Songs, die dieses Thema bereits erfasst, besprochen und durchdacht haben, doch Letters Sent Home gehen es dennoch an und schaffen es erfolgreich, das Thema nicht altbekannt wirken zu lassen, was für sich spricht. Wir sagen an dieser Stelle, was wir meinen: Hätte Evanescence diesen Song geschrieben, wäre er in den Top 5 der Banddiskographie verewigt. Das fast schon Negativste am Ende wäre der Kommentar von uns, dass wir gerne mehr als drei Minuten von diesem Song gehabt hätten.

 

Was bleibt am Ende noch zu sagen? „Forever Undone“ ist genau das Album, auf das sich Fans von Letters Sent Home erhoffen konnten und wahrscheinlich noch mehr. In 11 packenden Songs schafft es die Band zu keinem Zeitpunkt, irgendwie langweilig oder repetitiv zu wirken, was vor allem an der Anordnung der Tracks liegt. Hinter jedem Song folgt ein klanglich anderer Track, ohne dabei den mittlerweile etablierten Stil der Band zu verlassen.

Alex Hoppen

Alex Hoppen

Denkt er wäre der Administrator, fährt Smart, mag Enten, Guitar-Hero-Profi, putzt Bier mit Zähnen – oder umgekehrt?, cheated bei Pokémon Go, speifrei seit 2014, Erste-Reihe-Milchtrinker aus Überzeugung und liebt Katzenbilder.