Seit ihrem selbstbetitelten Album „The Ghost Inside“ im Jahr 2020 hat die Band aus Los Angeles regelmäßig die Bühnen rund um den Globus erobert und sich in den letzten Jahren zur Speerspitze der Hardcore-Szene hochgearbeitet. Die kraftvollen Klänge, energiegeladenen Live-Shows und die unterstützende Fangemeinde sprechen für sich. Mit „Searching for Solace“ veröffentlicht die Band nun ihr sechstes Studioalbum und betritt musikalisch neues Terrain. Erste Single-Auskopplungen haben bereits gezeigt, dass mehr Melodie in die Musik von The Ghost Inside einfließt. Ob dieser Entwicklung eine ähnliche Richtung wie bei While She Sleeps folgt, bleibt abzuwarten.

 

Natürlich wollen wir komplett neutral an dieses Review rangehen und blenden erstmal aus, was bisher zu hören war, auch wenn diese Einstellung nicht lange anhält. Schon der erste Track „Going Under“ liefert unser die gewohnte Brachialität à la The Ghost Inside und entfaltet gleichzeitig durch melodische Refrains ein tanzbares Potential. Wo in der Hardcore Szene vielleicht beim lesen erstmal eine eher abwertende Reaktion beim Wort „tanzbar“ hervorkommt, sollte dennoch am Ball bleiben, denn es lohnt sich. Starke Songs wie „Light Years“ oder „Secret“ offenbaren, wie kraftvoll und untermalend eine gewisse Melodic in härteren Songs sein kann. Die Band blickt auf fast 20 Jahre voller Höhepunkte und leider auch dramatischen Tiefen zurück, und was sie aus dieser Zeit zu berichten haben, fasst der Sound dieser Platte besser ein, als jede andere Platte bisher.
Der Höhepunkt dieser neuen Klänge ist wohl die bereits veröffentlichte Single „Wash It Away“, die auch auf einem Album von A Day To Remember oder From Ashes To New Platz gefunden hätte. Es ist ein eingängiger Song, der Epik und Brachialität vereint und zumindest gegen Ende deutlich als Werk von The Ghost Inside erkennbar ist. Trotzdem fügt sich das Stück flexibel in die Gesamtheit des Albums ein. Songs wie „Cityscapes“ zeigen jedoch, wie melodische Elemente mit dem gewohnten Stil der Band verschmelzen können. Das letzte Drittel des Albums präsentiert sozusagen das Beste von The Ghost Inside im Jahr 2024. Bei „Earn It“ erleben wir eine fast klassische Hardcore-Hymne, die Elemente des gesamten Albums vereint, während „Reckoning“ eine aufgefrischte Version des Klassikers „Engine 45“ darstellt. „Breathless“ bildet schließlich den krönenden Abschluss des Albums und gibt bereits jetzt Vorfreude auf die Live-Shows von The Ghost Inside, bei denen wir diesen und weitere Hits voller Inbrunst mitsingen werden.

 

Mit ihrem sechsten Album ist es The Ghost Inside tatsächlich gelungen, sich im vertrauten musikalischen Spektrum zu bewegen und gleichzeitig eine ordentliche Portion Variation hinzuzufügen. „Searching For Solace“ wirkt wie das erfrischende Debüt einer aufstrebenden Band, von der wir in Zukunft noch viel hören werden. Es ist ein würdiger Beitrag zur bereits beeindruckenden Diskographie der Band.

Alex Hoppen

Alex Hoppen

Denkt er wäre der Administrator, fährt Smart, mag Enten, Guitar-Hero-Profi, putzt Bier mit Zähnen – oder umgekehrt?, cheated bei Pokémon Go, speifrei seit 2014, Erste-Reihe-Milchtrinker aus Überzeugung und liebt Katzenbilder.

The Ghost Inside - Searching For Solace

9.3

Sound

9.5/10

Konzept

9.0/10

Hörspaß

9.5/10

Atmosphäre

9.0/10