Das achte Studioalbum der Metalcore-Band The Amity Affliction erscheint am 12. Mai und hört auf den Namen Not Without My Ghosts. Seit ihrem Debut Severed Ties (2008) haben sich die Australier völlig zurecht einen Platz in der Szene erkämpft. Weltweit zählen sie mittlerweile über eine Milliarde Streams, haben vier Nummer 1 Alben aufgenommen und mehrere Gold- und Platinauszeichnungen angesammelt. Nicht selten sieht man ihren Namen in Line Ups der größten Festivals weltweit, von ausverkauften Headline-Touren und zahlreichen Support-Acts an der Seite von A Day To Remember, Motionless in White, Silverstein, Sum41 und Beartooth ganz zu Schweigen.

“We listen. We know what people want to hear. We try our hardest to weigh our musical integrity with how we want people to enjoy the music. It’s a balancing act; you can’t please everyone, and we’ve got to expand our horizons and try new things.” – Ahren Stringer

Im November 2022 erschien mit „Show Me Your God“ die erste Single des neuen Albums, welche nun auch den Opener bildet. Gott steht hier metaphorisch für eine Pistole. Der Text handelt von Amerika. Dem Land, das für Frontman Joel Birch mittlerweile zu einer zweiten Heimat geworden ist und sowohl das Beste als auch Schlechteste in sich vereint. In dem Song setzt er sich damit auseinander, was beispielsweise die Waffenkultur in den Staaten für ihn bedeutet hätte, wäre er dort aufgewachsen.

 

Die Grundthematik von Not Without My Ghosts ist die allgegenwärtige Präsenz der Sterblichkeit. Sie zieht sich mal mehr, mal weniger offensichtlich wie ein roter Faden durch alle zehn Tracks. „It’s Hell Down Here“ überzeugt musikalisch mit einer eindringlichen Melodie und behandelt den Suizid eines Freundes von Joel.

„The song is wrapping up how I feel daily, and reflecting on the time leading up to my friend killing himself. I’m sure a lot of people who have experienced that guilt at not seeing what becomes glaringly obvious after the fact.“

Fade Away“ kommt mit einer für Amity typischen Melodie im Chorus, die uns im Einklang mit Ahren Stringer’s Stimme weit weg von allem trägt, was uns gerade bewegt. In diesem Song liegt der Fokus auf den Vocals von Birch und Stringer, deren Wechselspiel einfach unverwechselbar und außergewöhnlich ist.

Während es in der Geschichte der Band bisher nur selten Features gab, liefern uns TAA auf diesem Album direkt 4 davon. Für Track Nummer 4 „Death And The Setting Sun“ wurde sich Andrew Neufeld ins Boot geholt. Der Frontman der kanadischen Band Comeback Kid gibt in seinem Part alles und sollten wir diese Kombi jemals live erleben, können wir sicher sein, dass die Halle davon beben wird.

Der aus Neuseeland stammende Rapper Louie Knuxx, der 2021 unerwartet verstarb, arbeitete mit den Jungs für den wohl härtesten Track auf dem Album, wenn nicht sogar dem härtesten Track der Bandgeschichte zusammen. Mit „I See Dead People“ zeigen The Amity Affliction, dass sie auch anders können. In Höchstgeschwindigkeit liefert Drummer Jon Longobardi eine Show, die uns kaum zu Atem kommen lässt. Der Song kommt zudem völlig ohne die cleanen Vocals von Stringer aus.

 

Landon Tewers von The Plot in You ist ein guter Freund der Band und leiht ihnen für „When It Rains It Pours“ seine Stimme. Der Track ist ein wahres Highlight auf dem Album. Ebenso hart wie der Vorgänger, allerdings diesmal inklusive einem melodischen Chorus von Stringer, überzeugt er mit Dan Brown’s komplexen Gitarrenriffs und natürlich dem willkommenen Gastauftritt von Tewers, der mit dröhnenden Drums angekündigt wird und sehr gut mit den Stimmen der beiden Vocalists von TAA funktioniert.

The Big Sleep“ bringt Amity zurück zu ihren melodischen Wurzeln. Ein Chor ist immer gern gesehen, unterstützt in diesem Fall Stringer im Chorus und erzeugt auf Anhieb Gänsehaut.

„I don’t want to exist, but I have to survive for the ones I left behind“ Der achte Track „Close To Me“ handelt von dem Gefühl, dass man seine geliebten Menschen nicht mit in die Dunkelheit seiner schwierigsten Zeiten ziehen möchte und sie deshalb in diesen Phasen von sich wegstößt. Die weibliche Stimme zu Beginn warnt direkt mit einem drohenden „Don’t come too close to me“, welches sich im Chorus wiederholt und das Gefühl somit sehr gut umschreibt.

Den Rhythmus nach Vorne treibende Gitarren leiten den vorletzten Track des Albums ein. In „God Voice“ zeigt Stringer nochmal seine über die Jahre perfektionierte Expertise im cleanen Gesang. Ein unerwarteter Breakdown gegen Ende eines doch eher melodischen Songs, dürfte live auf jeden Fall für heftige Moshpits sorgen und greift nochmal den allgemein harten Sound des Albums auf.

Der Titelgebende Track „Not Without My Ghosts“ startet mit einem Flüstern und bildet mit einem spooky Unterton auf ruhiger Basis den Abschluss des Albums. Im Hintergrund ist als Echo die Stimme von Alt-Pop-Star Phem zu hören, die übrigens auch das erste weibliche Feature der Band ist.

Fazit

Not Without My Ghosts ist definitiv bisher das härteste Album in der Karriere von Amity und das nicht nur musikalisch. Es behandelt Themen wie Suizid, Waffengewalt, Religion und psychische Krankheiten und hinterlässt demnach Spuren nach dem Hören, wofür die Band allerdings bereits bekannt ist. Neben dem erfrischend harten Sound, bringt das Album nichts völlig neues mit sich, was aber nicht unbedingt etwas schlechtes bedeutet. The Amity Affliction haben ihren eigenen Stil, für den sie von Fans geliebt werden und müssen sich nicht neu erfinden um aus der Masse zahlreicher Metalcore-Bands herauszustechen.

Foto-Credits: Tom Barnes

Annie

Annie

„I’ll be banging my head ‚til my brain rots.“
Dieser Satz sagt eigentlich genug. Musik ist neben dem Schreiben meine größte Leidenschaft und da bildet moshed.net für mich die perfekte Mischung. Auf Konzerten trifft man mich meistens in der ersten Reihe an, wo ich mir nicht gerade selten die Seele aus dem Leib brülle.
Lieblingsbands: Beartooth, Silverstein

Not Without My Ghosts

7.6

Sound

9.0/10

Konzept

6.5/10

Hörspaß

7.0/10

Atmosphäre

8.0/10