Mit Erwartungshaltungen ist es ja so eine Sache. Andere Menschen haben sie an dich. Du hast sie an andere Menschen. Und du hast sie natürlich auch an dich selbst. Das gilt auch und gerade für Bands wie CADET CARTER. Mit ihrem Anfang 2018 bei Uncle M veröffentlichten Debüt-Album hatten die in München beheimateten, deutsch-walisischen Indie-Punks für ordentlich Aufesehen gesorgt und Fans von Jimmy Eat World, den frühen Foo Fighters oder Weezer beglückt. Kritiker von VISIONS bis FUZE lobten das eingängige, aber nie beliebige Songwriting, die deutlichen 90s-Einflüsse und die erfrischend unverkrampfte Herangehensweise der Band. Nach knapp eineinhalb Jahren mit unzähligen Shows, unter anderem auf Tour mit Dave Hause, Itchy, Blackout Problems oder Touché Amoré, hatten sich CADET CARTER zudem einen Ruf als energiegeladene und aufregende Live-Band erarbeitet.

Als im Sommer 2019 die Arbeit am berüchtigten „schwierigen“ zweiten Album begann, war „sie“ wieder da: Die Erwartungshaltung. „Wir waren selbst überrascht davon, wieviele Leute unser Debüt-Album gemocht haben und sich mit unseren Songs und uns als Band identifizieren konnten“, gesteht Sänger und Gitarrist Nick Sauter. „Druck von Außen haben wir aber trotzdem nicht verspürt. Wir hatten uns eher darauf gefreut, diesen Leuten eine neue Facette von uns zu zeigen.Aber die eigene Erwartungshaltung, die Ansprüche, die wir an uns selbst hatten, an unser Songwriting und an das, was wir mit dem Album aussagen wollten – das war schon da.“ Und so landeten auch nicht gleich die ersten Songs, die bei den Studio-Sessions herauskamen, am Ende auf „Perceptions“. „Wir haben an so vielen Ideen gearbeitet und versucht, unseren ganz eigenen Stil zu finden“, erzählt Nick.

Der Durchbruch gelang da mit „A Bad Few Weeks“, der ersten Single von „Perceptions“. „Ich hatte eine echt miese Phase in meinem Leben, habe dumme Entscheidungen getroffen und mir selbst viel zu viel zugemutet – und mit dem Songwriting kam ich auch nicht mehr weiter. Also setzte ich mich eines Abends mit der Gitarre hin, spielte ein paar Akkorde und sang, was mir durch den Kopf ging: It’s been a bad few weeks and I’m scratching the walls until it stops and that feeling is gone. Zwanzig Minuten später war der Song fertig, es floss einfach nur so aus mir heraus. Als wir den Song dann auf einigen Konzerten erstmals gespielt haben, wurde schnell klar: Mit diesem Song, mit diesen Zeilen, sprechen wir etwas an, womit sich unglaublich viele Menschen identifizieren können: Jeder hat einmal eine schlechte Phase, macht dumme Sachen, und muss sich am eigenen Schopf wieder aus der Scheisse ziehen.“

Mit „A Bad Few Weeks“ fanden CADET CARTER nicht nur ihren ganz eigenen Sound, sondern auch das lyrische Thema, das sich durch „Perceptions“ zieht und dem Album seinen Namen gab – ein Album, das die Band übrigens in Zusammenarbeit mit Fabian Tormin produziert hat, der auch für seine Arbeit mit Bands wie Biffy Clyro oder The Killt bekannt ist. „Auf Perceptions geht es oft darum, wie man selbst etwas wahrnimmt, welche Vorstellungen und Erwartungen man an Personen oder Dinge hat, und wie unterschiedlich die Wahrnehmungen Anderer von derselben Sache sein können. Menschen betrachten und bewerten Dinge unterschiedlich. Wenn etwas für alle dasselbe ist, ist es nicht unbedingt für alle das Gleiche. Das fasziniert mich.“

Und so befassen sich Songs wie „Telescope“, „Windshields“ oder „End/Begin“ damit, wie sich mit der Zeit Blickwinkel ändern können, wie sich Menschen auseinanderleben und entfremden können, ohne es zu merken. Musikalisch haben CADET CARTER ihren Stil verfeinert und unverwechselbar gemacht: Dunkle Lyrics treffen auf hymnische Refrains und euphorisch-drängende Beats und schaffen so eingängigen, aber raffinierten Indie-Emo-Punk-Rock, der an den 90s geschult ist, aber trotzdem im Hier und Jetzt steht.

CADET CARTER TOURDATEN
16.10.2020  Hamburg- Astra Stube
17.10.2020  Köln- Tsunami Club

Gringoz Magazine

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