Caseys Musik war bereits vor ihrer Auflösung sehr melancholisch gewesen. Auf „How To Disappear“ teilen sie neue emotionale Abgründe auf intellektuelle Weise.    

„I need you to know that I’m happier now than I’ve ever been“ heißt es im Opener „Unique Lights“. Das klingt schon mal positiver als so ziemlich jede andere Zeile dieser Band. Genau damit können aber auch Schuldgefühle einhergehen. Instrumental schlagen Casey eine sanftere Richtung ein als bei ihrem Post-Hardcore/Melodic Hardcore zuvor. Getragen wird das neue Album von Ambient-Riffs und nur noch vereinzelten Screaming-Parts. Die eingängigen Refrains der Vorab-Singles „Bite Throuh My Tongue“ und „Puncture Wounds To Heaven“ wirken trotz aller Dramatik so einladend, dass sie jede düstere Stimmung wieder aufhellen können. Am Beispiel letzterer macht Sänger Tom Weaver auch seine eigene Fehlbarkeit deutlich: „God, I hate myself for how you must think about me now/ Know how much it hurts to grieve/ But please don’t hate me if I leave“. Schlagzeug und Gitarren sollten im Finale von „Space Between“ genug Emotionen freisetzen, dass sich Casey-Fans live weinend in den Armen liegen – noch mehr als ohnehin schon.

Weaver ist nicht nur ein Mann großer Worte, wie seine poetische Ausdrucksweise deutlich macht – er bleibt immer authentisch und nahbar. So referenziert er in „Blush“, was er schon ähnlich in „Fade“ auf der gleichnamigen Debüt-EP (2015) kundtat: „Always told myself the hardest lesson learned was how to love someone without it being returned.“ Er singt weiter, dass er Liebe nicht mehr als den größten Schmerz sehe, der einem widerfahren könne. Und eben das macht dieses Album umso ergreifender; dass aus diesem Schmerz schließlich auch etwas Positives hervorgehen kann. So war es auch gewesen, als es ihm vor der Band-Auflösung mental besser gegangen war und er die Songs live nicht mehr hatte singen wollen. In gewisser Weise hatte also die Authentizität nachgelassen, dazu die Dynamik der Bandmitglieder geschwankt. Kurzum kann man sagen: Casey stehen für Entwicklung.

Der abschließende Titelsong gibt keine Antwort darauf, wie man denn am besten verschwindet, aber das ist gar nicht nötig. Wenn Leid auch immer Bestandteil des Lebens sein wird, so zeigen Casey, dass es gepaart mit Nachdenklichkeit und Selbstreflexion doch effizient sein kann.

„How To Disappear“ erscheint heute, am 12. Januar. 

CASEY live @ Impericon Festival
28.03. Hamburg, Sporthalle
30.03. Leipzig, Messe
31.03. Oberhausen, Turbinenhalle
05.04. Zürich, X-Tra
06.04. München, Zenith
07.04. Wien, Arena

Tickets für die verschiedenen Termine sind noch erhältlich.

Foto: Martyna Bannister

Julian Konetzka

Julian Konetzka

Harter Kern, weiche Texte.

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9

Sound

8.0/10

Konzept

10.0/10

Hörspaß

8.0/10

Atmosphäre

10.0/10