Der Wahl-Berliner Daniel Pfeifer veröffentlicht mit seinem neuen Soloprojekt Poledance sein Debütalbum. „Circus“ erscheint am 2. Dezember via Thirty Something Records und katapultiert uns zurück in die frühen 2000er.

Sein Debüt soll musikalisch genau so zwischen den Stangen tanzen, wie es der Bandname vermuten lässt. Dieses Feuerwerk lässt sich dann irgendwo zwischen My Chemical Romance, Paramore und Fall Out Boy  einordnen – ein bisschen Emo, ein bisschen Rock und ein bisschen Indie. Langeweile kommt da nicht auf: Angefangen mit dem fast kitschigen „Beautiful“, einem klassischen Lovesong, der dank der treibenden Gitarren auch genau so bereits zur Jahrtausendwende im Radio hätte laufen können. Eingängigkeit trifft auf fast alle Songs auf „Circus“ zu – das Album zeigt wenige Schwächen, an einigen Stellen fehlt den Songs dann jedoch das Alleinstellungsmerkmal. Highlight ist das vorab als Single veröffentlichte „Help“. Der Song versucht die Ohnmacht gegenüber den schier unglaublichen Geschehnissen auf der Welt einzufangen. Er überzeugt durch seine beklemmende Stimmung, die schon nach kurzer Zeit durch ein gewaltiges Riff geschaffen wird.

Echoes“ besticht dann später mit einem Indie-Rock-Ansatz, versprüht dabei schwere Melancholie und berichtet von der Angst allein zu sein. Auch sonst behandelt „Circus“ Themen, die besonders in den Mittzwanzigern von Bedeutung sind: Was bedeutet es Zuhause zu sein? Was erwartet man vom Leben? Wer möchte man sein? In der prägenden Phase, in der sich alles konstant zu ändern und so unsicher scheint, sucht man Hoffnung und Antworten. Das Album wurde zwischen November 2020 und Dezember 2021 geschrieben, ist also noch einmal besonders durch die Phase des Lockdowns geprägt. Beklemmende Ungewissheit zieht sich thematisch durch die Songs, der Wunsch nach Normalität und Geborgenheit steht im Mittelpunkt, besonders eindrucksvoll eingefangen in „Phantom Pain“. Auch der letzte Song des Albums, „Sake Of Life“, fängt noch einmal die Quintessenz des Albums mit treibendem Emorock ein.

Poledance schafft mit „Circus“ ein rundes Debüt, das durchweg gleich stark bleibt, den Sound der Jahrtausendwende einfängt und mit einem modernen Touch wiedergibt. An der ein oder anderen Stelle bleibt jedoch der Wunsch nach mehr Abwechslung. Dennoch wird hier Material geliefert, das in keiner Emo-Rock-Spotify-Playlist fehlen sollte und perfekt ist für all diejenigen, deren Emo-Phase nie geendet hat.

Circus“ erscheint diesen Freitag und kann unter anderem in zwei verschiedenen limitierten Vinylvarianten oder als Kassette direkt im Labelshop vorbestellt werden.

Fotocredit: Paul Henschel

Nicola

Nicola

Die Indie-Ansprechpartnerin eures Vertrauens, häufiger auf Konzerten als in der Uni zu finden, besteht zu 90% aus Tee, meistens mit Kopfhörern in den Ohren, professionelle 1. Reihe Sprinterin.

Circus

7.5

Sound

8.0/10

Konzept

7.0/10

Hörspaß

7.0/10

Atmosphäre

8.0/10