Filigran, präzise und gewaltig: TesseracT spielen am 7. Februar 2025 ihre „War Of Being Tour Part II“ mit Novelists und The Omnific im FZW in Dortmund.
Besser früh als nie
Das Line-up von The Omnific ist ungewöhnlich: zwei Bassisten und ein Schlagzeuger. Der Abend startet das Trio mit instrumentalem Progressive Rock und -Metal. Leider fingen die Australier früher an zu spielen, als angekündigt – einen satten Applaus spendet das anwesende Publikum dennoch.
Wahre Größe kommt von innen
Zwischen ihren Bandmitgliedern von Novelists wirkt Frontfrau Camille Contreras erst fast noch ein bisschen verloren. Als sie „Lost Cause“ ohne Begleitung von Instrumenten direkt in der ersten Strophe anstimmt, zeigt sie ihre wahre Größe. Das Publikum verteilt die ersten Komplimente mit „Whoo“-Rufen. Während der weiteren Songs „Terrorist“ und „Do you really wanna know?“, einst gesungen von Tobias Rische, scheint Contreras sich noch nicht ganz so sicher zu fühlen. Die Rampensau-Präsenz von Rische hat sie noch nicht – im Gegensatz zu ihren sehr abgeklärten und coolen Kollegen. Doch bei ihren eigenen Songs kommt Routine rein: Die zierliche Frontfrau strahlt mehr Sicherheit aus und die kleinen Tänzchen zwischen verführerisch und frech passen perfekt. Beeindruckend ist dazu die Kontrolle ihrer Stimme; nicht einmal bei dem eigentlich zweistimmigen Part in „Prisoners“ oder dem Refrain des melancholisch-kraftvollen „All For Nothing“ bleibt ihr die Luft weg. Die Band ernten einen großen Applaus.
Groovy Workout
Nach einem atmosphärischen Synth-Intro lösen TesseracT die Anspannung und preschen mit „Natural Disaster“ nach vorne. Ein Daniel Tompkins mit einem von Stirn bis unter die Nase geschminkten Gesicht macht robotische Bewegungen, die mitunter aus einem Video-Workout stammen könnten. Das Publikum beginnt, intensiv zu headbangen. Bereits zu Beginn des zweiten Songs „Echoes“ hakt Tompkins den Punkt Fanservice ab, wenn er auf den Wellenbrecher vor der Bühne steigt und Handschläge verteilt. Obwohl sich der Sänger in den Höhen des Refrains von „Sacrifice“ noch ein bisschen schont, entfaltet er dieses Potenzial in „Smile“, das vor lauter Groove das Publikum mitreißt. Lachende Leute springen in ein Pushpit. So auch zu Anfang des titelgebenden „War Of Being“. Ein weiteres fordert Gitarrist James Monteith im Laufe des Songs gestisch ein. Die Band setzt alle Facetten des elfminütigen Song-Epos perfekt um: Das zerreißende anfängliche Geschrei, das komplexe Drumming mit charakteristischen Prog-Metal-Riffs und das zärtlich-verzweifelt verlangende Ende.
Wenn Tompkins einen letzten Song ankündigt, machen sich bei „Juno“ die Crowdsurfer auf den Weg in Richtung Bühne. Den Song lassen TesseracT mit dem Ende von „The Impossible – Concealing Fate, Part 3“ aus ihrem Debütalbum enden. Der tatsächliche letzte Song ist dann die Zugabe „Acceptance – Concealing Fate, Part 1“. Viel zu sagen haben die Engländer während ihrer beeindruckenden Show nicht. Dass Tompkins für die Wiederkehr nach Deutschland ankündigt, neue Musik im Gepäck zu haben, sollte aber ein Trost sein.