Von zart bis zupackend: Der Start in den Festivaltag
Der Samstag bei Rock am Ring begann früh – und stark. Auf der Orbit Stage machten Still Talk direkt zu Beginn klar, dass man sich auch bei den ersten Slots lohnenswerte Shows sichern kann. Ihre Mischung aus Emo-Pop, feinfühligem Songwriting und ehrlicher Bühnenpräsenz sorgte für einen emotionalen Start in den Tag. Ihre Musik wirkt, als würde sie mitten ins Herz zielen – melancholisch, aber nie kraftlos.
Zeitgleich auf der Atmos Stage: die Chris Barrows Band – bodenständig, direkt, mit viel Energie, die das Publikum sofort mitnahm. Zwei verschiedene Bühnen, zwei gute Starts in den Tag.
Ein früher Pflichttermin fand für mich auf der Mandora Stage statt: Imminence, die sich mit ihrer Mischung aus Metalcore, orchestralen Elementen und charismatischem Auftreten einmal mehr als Live-Band auf hohem Niveau präsentierten. Direkt im Anschluss auf der großen Utopia Stage zeigten Skillet, warum sie seit Jahren zur festen Größe im Alternative Rock zählen. Mit einer energiegeladenen Show, satten Gitarrenriffs und hymnischen Refrains lieferten sie ein durch und durch professionelles Set ab. Songs wie „Monster“, „Hero“ oder „Comatose“ sorgten für kollektive Mitsingmomente und ein mitgehend feierndes Publikum.
Gänsehaut und Guerilla-Gig: Die große Überraschung des Tages
Nach Skillet kam der Knall des Tages. Bereits am Vortag wurde der riesige Schriftzug des neuen Albums von Kraftklub mit einem Timer seitlich zur Mandora Stage hochgezogen. Alle wussten, was das bedeutete: Die Jungs wurden schon am Freitag auf dem Gelände gesichtet. Nachdem sich die Gerüchte um einen Slot als Special Guest nicht bestätigt hatten, wurde ein Guerilla-Konzert immer wahrscheinlicher.
Und genau so war es: Am Samstag stand plötzlich vor der Mandora Stage eine kleine Bühne, und pünktlich um 18:05 kämpften sich die Jungs von Kraftklub durch die Menge an wartenden Fans. Auch für uns war das ein wildes Erlebnis – für drei Songs rastete das Publikum komplett aus, die Fotografen und Redakteure waren mitten in den Pits. Der Auftritt selbst war der Hammer: ehrlich, direkt, laut. Die Leute vor der Bühne waren heiß auf Kraftklub – und bekamen genau das.
Volle Ladung Metal und ein unerwarteter Abbruch
Danach ging es Schlag auf Schlag weiter. Spiritbox lieferten atmosphärischen, technisch präzisen Modern Metal mit einer ganz eigenen Dynamik – der ideale musikalische Zwischenraum zum Durchatmen, bevor es wieder in Richtung der lauteren Töne ging.
Denn während auf der Mandora Stage Airbourne ihre energiegeladene Rock’n’Roll-Show ablieferten, standen auf den Parallelbühnen die nächsten Hochkaräter an: Bullet For My Valentine auf der Utopia, Heaven Shall Burn auf der Mandora und parallel dazu auch Northlane auf der Orbit Stage – ein echtes Luxusproblem. Hier war Hin- und Herswitchen angesagt, um möglichst viele Eindrücke mitzunehmen. Und auch wenn die einzelnen Sets sich überschnitten, war allein das Spektrum – von klassischem Metalcore über brachialen Melodic Death Metal bis hin zu modernen Djent-Sounds – ein starkes Statement zum aktuellen Metal-Line-up.
Leider musste Heaven Shall Burn ihr Konzert nach dem ersten Lied abbrechen, da sich Sänger Marcus auf der Bühne eine Verletzung im Hals zuzog. Auf Instagram schrieb die Band, wie leid ihnen der Abbruch tue, Marcus sei auf dem Weg ins Krankenhaus. Der Dank für den Zuspruch und Support der Fans war ihnen dabei sicher.
Ein späteres Highlight setzten Rise Against auf der Mandora Stage. Mit ihren politischen Texten, schnellen Riffs und klarer Haltung lieferten sie ein kraftvolles Set ab, das sowohl eingefleischte Fans als auch neue Zuhörer mitriss. Besonders die großen Hits wurden frenetisch gefeiert – ein später Festivalmoment, bei dem einfach alles passte.
Zwischen Hip-Hop, Moshpit und Masken: Genregrenzen sprengen
Ein kleiner Stilbruch, aber einer mit Wucht: Kontra K brachte das Publikum zum Abgehen. Trotz seines eher Hip-Hop-lastigen Sounds animierte er die Menge mit einem energetischen Auftritt und einer Liveband mit durchaus härteren Gitarrenriffs. Die Crowd war textsicher, euphorisch und voll dabei – ein Beweis dafür, wie offen das Rock-am-Ring-Publikum für gute Liveshows jenseits fester Genres ist.
Direkt im Anschluss: der nächste Pflichttermin. Slipknot auf der Utopia Stage, als einer der Headliner des Wochenendes, mit allem, was dazugehört – Masken, Feuer, Wahnsinn. Die Band lieferte eine wuchtige Show ab, die von der ersten bis zur letzten Minute durchchoreografiert, aber nie steril wirkte. Die Reaktionen im Infield: laut, dicht, intensiv.
Die Nacht von Samstag auf Sonntag
Den krönenden Abschluss des Tages übernahmen SDP als Late Night Special. Die Mischung aus Party, Ironie, Mainstream und Chaos funktionierte wie immer – spätestens bei ihren bekannten Klassikern war klar, dass das Publikum diese Art von Festival-Ausklang mehr als dankbar aufnahm und abfeierte.
Natürlich gab es auch einige Acts, die ich gerne gesehen hätte, für die aber schlicht die Zeit fehlte: Evil Jared & Krogi, Holy Wars, Future Palace, Zebrahead, Turbostaat und Touché Amoré standen bei vielen ganz oben auf der Liste. Und das zurecht – von den Reaktionen im Umfeld war durchweg Begeisterung zu hören. Es bleibt dabei: Man kann nicht alles sehen. Und das fällt bei so einem stark kuratierten Line-up besonders schwer.
Ausblick auf Sonntag, 8. Juni
Das Wetter heute zumindest ein kleines bisschen besser werden als gestern. Am Nachmittag dürfte sich sogar die Sonne blicken lassen. Perfekt für einen letzten Tag voller Musik. Und das Line-up bleibt stark.
Besonders freuen wir uns auf Polaris, Beatsteaks, The Ghost Inside, Lorna Shore, Powerwolf, KoRn und Sleep Token.
Wer steht bei euch ganz oben für den letzten Festivaltag?