Es gibt Momente im Leben, die man erst als wertvoll anerkennt, wenn sie passieren bzw. im CD-Player rotieren. Man erinnert sich gerne an das erste Festival, die Premiere des letzten guten Star Wars Filmes oder das absolut unglaubliche Gefühl, wenn man die Folie von einem neu gekauften Bildschirm abzieht. Für so manchen Musikbegeisterten wird der 17. Januar 2025 ein ähnlicher Moment sein, wenn man nach sechs Jahren Wartezeit endlich die neueste Platte des Mannheimer Quintetts The Butcher Sisters in den Händen halten darf. Ein erster Durchlauf der 42 fast anspruchsvollen Minuten brachte uns in ähnliche Gefühlslagen, wie dieser Moment, in dem der DVD-Player Screensafer nach einer schier unendlichen Wartezeit endlich genau in die Ecke des Bildschirms wandert, von dem wir gerade eben noch die Folie abgezogen haben.
Doch jetzt mal genug von dieser Bauchpinselei, allein die Überschrift lässt ja schon vermuten, dass das Album für uns durchaus positive Klänge aufweist, doch wieso die Welt ohne die Platte vielleicht eine schlechtere wäre, erfahrt ihr in unserem Review.
Was bist du eigentlich?!
Hater würden sagen, dass The Butcher Sisters ( ab hier TBS ) der kleine, peinliche Cousin von Größen wie Electric Callboy oder dem Wendler sind. Hier geben sich Partyhymnen und gezielt ausfallende Texte gegenseitig die Hand und laden herzlichst dazu ein, die Gehirnzellen für ein paar wertvolle Momente beiseite zu legen. Klanglich lässt sich der Sound von TBS dem Deutschrap/Crossover zuordnen. Dies verspricht schon ein eher breites Spektrum, doch setzen TBS durch behandelte Themen nochmal einen drauf – wirklich nichts kann die Kombi nicht besingen. Egal ob über Bauchtaschen oder Nudeln, ja sogar der Kabeljau findet Anklang in den Texten dieser Band. Selten hatten wir so viel Spaß bei Texten über TK Pizzen oder Omas Voicemails. Die Kirsche oben drauf bildet dann noch das starke Featuring, welches wirklich die Crème de la crème der deutschen Musikszene beinhaltet – und Equilibrium. Ob ein Powermetal Song von letzt genannten Künstler oder ein Track mit Alligatoah im aktuellem “Of”-Stil – TBS schafft es trotz der großen Palette aktueller Künstler ihrem Stil treu zu bleiben. Wer damit noch nicht genug hat, wird sicherlich bei Mehnersmoos, 257ers oder der King Nugget Gang schon was passendes finden.
The German Eminems
Natürlich müssen wir bei den Texten jetzt nicht nach künstlerischer Tiefe suchen, dennoch ist Das weiße Album (2025) von Anfang bis Ende genau das, was man erwartet und bietet dennoch vielleicht die ein oder andere Überraschung. Das bereits angesprochene Feature verschiedenster Künstler macht es möglich. So lächerlich der manch eine “HausMaus-Rap” auch klingen mag, scheint es zu keiner Sekunde auf der Platte so, als wäre dies nicht auch so gewollt gewesen. Von künstlerischer Einfallslosigkeit ist hier keine Spur zu finden.
Auch möchten wir an dieser Stelle mal eine Songperle wie “Mein Stern” loben, welcher so in der Tracklist zwar nicht nötig gewesen wäre, aber dennoch bei uns punktet, bevor wir wieder das Niveau etwas senken.
Keine Hänger
Was die Platte einfach auf ihre Art besonders macht, ist der gemeisterte Drehtseilakt, stetig den selben TBS Sound zu liefern und dennoch die Stimmungslatte oben zu halten. Filler sucht man hier vergeblich – wie auch Tiefe. Schlimm genug, dass wir das feiern.
Dem Hype gerecht
Bevor wir in unser Endfazit wandern, gibts von uns an dieser Stelle ein fettes Shoutout an die Fangemeinde rund um TBS, welche es sowohl vor der Bühne, als auch in den Youtube-Kommentaren einfach krachen lässt. Das ist Entertainment pur.
Unerwartet wertvoll
Was soll man sagen? Wir hatten viel Spaß mit der Platte und die Songs stecken einen einfach mit guter Laune an. Wir haben hier jetzt kein neues Thriller-Album geliefert bekommen, aber vielleicht genau den Ohrenschmaus, den man gerade braucht.