Seit ihrem selbstbetitelten Debüt haben PUP bewiesen, dass sie Meister des kontrollierten Chaos sind. Mit Who Will Look After The Dogs? liefern die Kanadier ihr bisher unmittelbarstes und rohstes Album ab – eine Mischung aus zerfetzter Energie und verblüffender Selbstreflexion. Während ihre früheren Werke oft von selbstzerstörerischem Humor und zwischenmenschlichen Spannungen geprägt waren, zeigt sich hier eine Band, die erwachsen wird, ohne ihren Biss zu verlieren. Die Produktion ist dreckiger, die Riffs brutaler, und die Texte sind gleichzeitig verletzlicher und schonungsloser als je zuvor. PUP haben sich nicht entschärft – sie haben nur gelernt, ihr Chaos besser zu kanalisieren.
Songwriting zwischen Selbsthass und Selbstakzeptanz
Frontmann Stefan Babcock durchleuchtet auf Who Will Look After The Dogs? sein Leben wie unter einem Brennglas: gescheiterte Beziehungen, Freundschaften, die an der Bandarbeit zerbrechen, und vor allem den gnadenlosen Umgang mit sich selbst. Doch anders als auf früheren Alben klingt hier weniger Verzweiflung als vielmehr eine Art müde Einsicht durch. Tracks wie No Hope oder Olive Garden wirken wie wütende Rückblicke auf eine unruhige Jugend, während spätere Songs wie Hallways eine fast schon versöhnliche Stimmung verbreiten. Babcock hat nicht plötzlich alle Antworten gefunden, aber er scheint endlich Frieden mit den Fragen zu schließen. Das Ergebnis ist PUP auf ihrem lyrisch dichtesten und emotionalsten Level.
Musikalisch: Zurück zu den Wurzeln – nur besser
Nach dem experimentelleren The Unraveling of PUPTHEBAND kehrt die Band hier zu einer direkteren, punkigeren Soundästhetik zurück. Die Songs sind schneller, lauter und unvermittelter, ohne dabei an Tiefe zu verlieren. Die Produktion hat es geschafft, den perfekten Mittelweg zwischen Studio-Polish und Live-Rohheit zu finden. Tracks wie Paranoid oder Hunger For Death klingen, als würden sie jeden Moment auseinanderfliegen – und genau das macht sie so mitreißend. Die Dynamik zwischen den Mitgliedern ist greifbar, als hätten sie sich nach Jahren des Tourdaseins und der Studio-Quälereien wieder daran erinnert, warum sie überhaupt Musik machen.
Die Balance zwischen Hoffnung und Härte
Was Who Will Look After The Dogs? von früheren PUP-Alben unterscheidet, ist der unterschwellige Optimismus. Selbst in den düstersten Momenten schimmert eine Art trotzige Lebensbejahung durch. The best revenge is living well, singt Babcock im fast gleichnamigen Song Best Revenge, und selbst wenn der Satz wie ein abgedroschenes Mantra klingen könnte, wirkt er in diesem Kontext absolut glaubwürdig. Der Abschluss-Track Shut Up ist überraschend melancholisch und zeigt eine Band, die bereit ist, über ihren eigenen Schatten zu springen. PUP waren noch nie so nah dran, sich selbst zu mögen – und gleichzeitig klingt das Album so wütend wie eh und je.
Fazit
Who Will Look After The Dogs? ist kein Album, das nach radikaler Innovation strebt, und doch fühlt es sich wie ein Neuanfang an. PUP haben ihre Essenz eingefangen: den Lärm, die Wut, die Freundschaft, die Selbstzweifel – aber diesmal mit einer Portion Weisheit, die früher gefehlt hat. Es ist ihr kompromisslosestes Werk seit dem Debüt und gleichzeitig ihr ausgereiftestes. Wer nach einem Soundtrack für existenzielle Krisen sucht, der einen trotzdem zum Mitspringen animiert, ist hier genau richtig. PUP haben sich nicht entschärft – sie haben nur gelernt, dass man auch mit gebrochenen Knien weiterrennen kann.