House of Protection – Outrun You All

Seit knapp einem Jahrzehnt gilt Fever333 als Garant für explosive Live-Shows, bei denen nicht nur die Bühne, sondern regelmäßig auch die ersten Reihen des Publikums in Trümmern liegen. Das Herz dieser anarchischen Energie schlug stets im Dreiklang aus Frontmonster Jason Aalon Butler und den Randalierern Stephen Harrison (Gitarre) sowie Aric Improta (Drums) – bis das Trio 2022 überraschend getrennte Wege ging.

Während Butler Fever333 als Soloprojekt weiterführt, schlugen Harrison und Improta mit House of Protection ein neues Kapitel auf: Ihre Debüt-EP GALORE (2024) erwies sich als überraschend vielschichtiger Abgesang auf ihre gemeinsame Vergangenheit. Jetzt folgt mit «Outrun You All» der nächste Schlag – doch kann die zweite EP dem hohen Standard standhalten? Wir haben’s uns für euch angehört.

Fetzige Beats

Schon der Opener Afterlife demonstriert nach einem eher störendem Intro die radikale Herangehensweise: Harrison wechselt zwischen gesanglicher Melancholie und aggressivem Rap-Parts, während Improtas Schlagzeugarbeit an elektronische Beats erinnert – bis plötzlich ein orchestraler Breakdown einsetzt. Godspeed dagegen ist ein tanzbarer, fast poppiger Track mit einem Ohrwurm-Refrain, der trotzdem genug Biss behält. Fire ist der unbestrittene Höhepunkt – eine wütende Hommage an Harrisons Fever-333-Vergangenheit, bei der die Gitarren brennen und die Drums wie ein Maschinengewehr feuern. Phasing Out zeigt die Band von ihrer experimentellen Seite: ein trip-hop-lastiger, fast schon filmischer Track, der sich langsam zu einem hypnotischen Crescendo aufbaut. Slide Away fasst dann alles zusammen – ein perfekter Abschluss für eine EP, die keine Angst vor Kontrasten hat.

Nicht alles glänzt

Nicht alles funktioniert gleichermaßen überzeugend: I Need More Than This wirkt trotz seines breiten Sounds etwas blass, was vor allem an den Repertoire an brachialen Songs liegt, welche vorher zu hören sind. Hier hätte ein knackigerer Chorus oder ein härterer Breakdown dem Song den nötigen Kick geben können. Doch selbst dieser «Schwächste Song» der EP ist noch immer interessanter als die ein oder andere Hardcore Veröffentlichung der letzten Monate.

Fazit

Outrun You All (2025) ist keine solide EP, aber eine Offenbarung für alle, die sich nach Musik sehnen, die Grenzen ignoriert. House of Protection haben hier nicht nur ihre eigene künstlerische DNA weiterentwickelt, sondern auch bewiesen, dass sie mehr sind als nur ein Side-Project zweier Post-Hardcore-Ikonen. Die EP ist dreckig, schön, chaotisch und manchmal auch ein bisschen überladen – aber genau das macht sie so verdammt authentisch. Wenn das nur der Vorgeschmack ist, können wir uns auf das Debüt-Album kaum vorbereiten. Jedoch: Trotz dass wir die Experimentierfreudigkeit auf der EP sehr Willkommen heißen, könnte diese als LP schnell das Konzept verwischen. Wir sind gespannt!

House of Protection – Outrun You All

Score

76%
Stabile EP, die alle Zutaten liefert – leider aber zu selten den Turbo zündet