Es war wieder soweit: Das Summer Breeze 2024 stand vor der Tür, und dieses Mal war die Vorfreude besonders groß. Warum? Weil ich nicht nur auf die Bands gespannt war, sondern auch auf das Wiedersehen mit meinen Festivalfreunden – die Menschen, die mir letztes Jahr eine der besten Festival-Erfahrungen meines Lebens beschert hatten. Wir waren über das Jahr hinweg in Kontakt geblieben, und es war von Anfang an klar, dass wir dieses Jahr wieder zusammen campen würden. Es fühlte sich an, als würden alte Freunde zusammenkommen. Die Vorfreude auf die Musik war groß, aber die Freude, diese unvergessliche Zeit mit vertrauten Gesichtern zu teilen, war noch größer.
Mittwoch: Ein unerwartetes Highlight
Der Mittwoch begann für mich mit einer schwierigen Entscheidung. Auf der einen Seite standen The Amity Affliction, auf der anderen Ankor – zwei Bands, die ich unbedingt sehen wollte. Schließlich entschied ich mich für The Amity Affliction, und ich bereue es nicht. Die australische Metalcore-Band lieferte eine emotionale Show ab, bei der ich spürte, wie die Musik durch jede Faser meines Körpers vibrierte. Doch eine kleine Enttäuschung blieb, da ich die energiegeladene Performance von Ankor verpasste, die mich mit ihrer Version von „Bad Guy“ im letzten Jahr so beeindruckt hatten.
Flogging Molly sorgten danach für ausgelassene Stimmung. Ihr Mix aus Irish Folk und Punk brachte das Publikum in Bewegung, und selbst die skeptischsten Metalheads konnten bei „Drunken Lullabies“ nicht stillstehen. Die Energie der Band war ansteckend und ihre positive Ausstrahlung einfach mitreißend.
Emmure standen als nächstes auf meiner Liste und boten genau das, was ich erwartet hatte: eine geballte Ladung an Aggression und Härte. Der Deathcore-Sound war brutal und direkt, und der Moshpit vor der Bühne war eine einzige Explosion. Equilibrium brachten danach eine ganz andere Stimmung ins Spiel. Mit ihrer Mischung aus epischem Pagan Metal und Folk-Elementen schufen sie eine fantastische Atmosphäre, die die Menge in ihren Bann zog.
Der Überraschungsact des Abends, Hammerfall, war für viele ein kleiner Dämpfer. Vielleicht lag es daran, dass man sich insgeheim auf etwas mehr Überraschung gefreut hatte. Den Abschluss bildeten Lord of the Lost, die mit ihrer düsteren, theatralischen Show noch einmal alles aus dem Publikum herausholten. Besonders beeindruckend war die visuelle Inszenierung, die perfekt zur Musik passte.
Donnerstag: Ein besonderer Tag
Der Donnerstag stand ganz im Zeichen der Neuentdeckungen. Paleface Swiss waren ein absoluter Geheimtipp. Ihr kompromissloser Sound, irgendwo zwischen Deathcore und Hardcore, riss das Publikum förmlich mit. Diese Jungs sollte man definitiv im Auge behalten, sie haben das Potenzial, groß rauszukommen. Ähnlich erging es mir bei Fixation und Leave. Beide Bands überzeugten mit frischen Ideen und einer Leidenschaft, die man einfach spüren konnte.
Jinjer waren für mich ein weiteres Highlight. Tatiana Shmaylyuk und ihre Bandkollegen lieferten eine Performance ab, die sowohl stimmlich als auch instrumental absolut beeindruckend war. Ihre Mischung aus Progressive Metal und Hardcore hat das Publikum in ihren Bann gezogen.
Später am Abend, bei Architects, konnte man nicht anders als mitfeiern. Diese Show war voller Energie, und wir alle sprangen und sangen mit, als wäre die Welt außerhalb des Festivals in weiter Ferne. Einer meiner Freunde, ließ sich von der Begeisterung anstecken und stand plötzlich mitten im Moshpit. Als er später wieder auftauchte, grinsend und verschwitzt, konnten wir nur lachen. „Ich wollte das eigentlich nicht, aber man kann sich einfach nicht entziehen“, sagte er, und wir wussten alle genau, was er meinte.
Dark Tranquillity rundeten den Abend mit einer soliden Melodic-Death-Metal-Performance ab. Die Schweden sind wahre Meister ihres Fachs und enttäuschten auch dieses Mal nicht. Ihre Mischung aus Härte und Melodie war der perfekte Abschluss für diesen Tag.
Freitag: Gemeinsam durch die Hitze
Am Freitag schlug das Wetter so richtig zu – es war unerträglich heiß, aber das hielt uns nicht auf. Nach einem etwas langsameren Start, bei dem wir uns im Schatten unter Pavillons versteckten, war die Zeit für die erste Band des Tages gekommen.
Motionless in White machten den Anfang und trotz der Hitze war die Energie vor der Bühne spürbar. Ihre Mischung aus Metalcore und Gothic-Elementen hat das Publikum begeistert und für eine grandiose Stimmung gesorgt. Whitechapel setzten die Messlatte dann noch einmal höher.
Nach einem kurzen Abstecher zu Feuerschwanz – ich konnte einfach nicht widerstehen, mir bei ihrer Show einen Barbarenspieß zu gönnen – war es Zeit für Callejon. Diese Band begleitet mich schon seit Jahren, und ihre Show brachte all die Erinnerungen zurück, die ich mit ihrer Musik verbinde. Wir standen in der Menge, die Lichter funkelten, und als „Blitzkreuz“ gespielt wurde, gab es kein Halten mehr. Es war, als würde ich in eine andere Zeit zurückkatapultiert.
Amon Amarth, der Headliner des Abends, ließ ich dieses Mal ausfallen. Ich habe die Band schon so oft gesehen, dass ich mich entschloss, den Abend ruhig ausklingen zu lassen und früh schlafen zu gehen. Manchmal braucht man einfach eine Pause, um die Erlebnisse des Tages sacken zu lassen.
Samstag: Ein Abschluss, der in Erinnerung bleibt
Der Samstag war einfach viel zu heiß, um schon früh loszulegen. Eigentlich hatte ich vorgehabt, Randale zu sehen, weil ich ihre Idee, Rockmusik an Kinder heranzutragen, großartig finde. Aber mein Kreislauf spielte da leider nicht mit. Gegen Mittag schlenderte ich durch das Festivalgelände, genoss die entspannte Atmosphäre und schaute mir einige kleinere Bands wie Mavis, Avralize und Eyes Wide Open an. Diese Bands, die vielleicht nicht die großen Bühnen füllen, hatten alle etwas Besonderes an sich, das sie auszeichnete – sei es ihre Leidenschaft oder der ungewöhnliche Mix ihrer Musik.
Am Samstagmittag konnte ich mich auf einen der Festival-Highlights freuen: Spiritbox. Die kanadische Band lieferte eine packende Performance. Während des Sets entstand eines der ikonischsten Bilder des Festivals: Ein Mädchen mit Cap stand auf den Schultern zweier Männer, als wäre es das Natürlichste der Welt. Und ich? Ich stand direkt daneben, hielt den Moment mit meiner Handykamera fest, da eine der Schultern einem meiner Freunde gehörte. Und es war nicht das erste Mal, das dieser Stunt neben mir hingelegt wurde. Bereits einen Tag vorher bei Moitonless in White wurde eine andere junge Dame auf dieselbe Weise in die Luft gehoben. Dieses Bild symbolisiert für mich das pure Festival-Feeling und den Zusammenhalt, den wir alle erlebt haben.
Ein Highlight des Tages waren Venues, die ich bereits seit 2015 kenne. Es war faszinierend zu sehen, wie sie sich entwickelt und verändert haben. Ich war doch sehr verwundert, dass sie nur auf der kleinsten Bühne gespielt haben, da doch einige die Band kannten und ihnen auf dem Festivalgelände sicherlich auch ein besserer Sound beschert worden wäre.
Den Abschluss des Festivals machte für mich Heaven Shall Burn. Diese Band hat eine Intensität, die ihresgleichen sucht, und sie lieferten eine Show ab, die einem das Blut in den Adern gefrieren ließ. Als der letzte Song von Heaven Shall Burn erklang, stand ich da und wusste, dass der Moment bald vorbei sein würde. Doch es war auch klar: Wir würden das alles im nächsten Jahr wieder erleben.
Abschied und Vorfreude auf 2025
Als der Sonntagmorgen kam und die ersten von uns anfingen, ihre Zelte abzubauen, war die Stimmung melancholisch, aber auch voller Vorfreude. Doch es war auch klar: Wir würden das alles im nächsten Jahr wieder erleben. Denn das ist das Besondere am Summer Breeze – es geht nicht nur um die Musik, sondern um die Erinnerungen und Freundschaften, die man dabei knüpft.
Bis bald, Summer Breeze 2025 – wir kommen wieder! 🤘