Es gibt so Klänge, die versetzen einen in eine ganz andere Zeit. Das 25-sekündige Intro vom Song My House lässt gerne Erinnerungen an schlechte Samstag Abend Shows aufkommen, in denen man viel zu große Anzüge, absolut lächerliche Frisuren oder gar viel zuviel Parfum trug. In einer Zeit zwischen der 70er Jahre Hippie Ära und der 90er Jahre Hiphop Welle gab es dieses Jahrzehnt, in dem Schnauzbart tragen tatsächlich In war – und wenn die schwedischen Rocker von Royal Republic sich genau dieser Zeit annehmen, kann das doch eigentlich nur gut werden oder?! Denn gute 25 Sekunden später überkommt es uns einfach.

Klirrende Gitarren, total überreizte Synthesizer und dieser typische Sound von Freiheit und Coolness kracht durch unsere Boxen – My House als Opener der Platte mit dem Namen LoveCop ist ein Brett! Es hat Takt, Power und sogar einen Rap-Part, bei dem DJ Bobo blass werden würde! Spätestens beim titeltragenden Hit LoveCop weiß jeder, dass Royal Republic es tatsächlich mal wieder geschafft haben, ihre musikalische Zauberkraft, alles vor der Bühne in Bewegung zu bringen, auf ein Genre gemünzt haben, welches seit ungefähr 40 Jahren ausgestorben ist. Die Platte fühlt sich jetzt schon mehr nach 80s an, als die 80s selber – und das jemand, der dieses Jahrzehnt nur mit dem kleinen Zeh erlebt hat. Ängste gibt es auf dem Longplayer so rein garnicht. Sogar vor der seit den Red Hot Chilli Peppers gefürchteten Kuhglocke wird in Wow! Wow! Wow! kein Rückzieher gemacht – und dann passt es auch noch!

Das Highlight der Platte, oder zumindest den herrausstechendsten Part bildet jedoch Lazerlove. Eine powervolle, mit Synthesizer überfüllte Ballade, welches Frontmann Adam Grahn eindeutug beweisst, dass dieser in der falschen Zeit geboren ist – so gern wir ihn aber auch im Jahr 2024 bei uns haben, aber dieser Kerl hätte die 80er geprägt. Boots ist ein Song, der beweisst, dass sich diese Platte mit einem etwas anderem Thema wahrscheinlich locker in eine Live-Setlist einbauen lässt. Spätestens hier ist wieder zu 100% von Royal Republic die Rede und kein Fuß kann wortwörtlich still halten. Was hilft da zum Schluss besser, als ein typischer Rausschmeißer, bei dem man sich nochmal in den Armen halten kann? Kein Problem! Sha La-La Lady liefert genau diese Vibes – auf eine durchweg positive Weise.

Was kann man also bemängeln nach der knapp 32 minütigen Zeitreise? Klanglich wurde das Thema perfekt umgesetzt, daher muss man jetzt nurnoch Fan der 11 Tracks voller Haarspray, Lederjacken und Sexappeal sein. Wer Royal Republic nochmal eine Chance geben will, sollte es mit diesem Album probieren und für den Rest der Fans hoffen wir, dass dieses Thema niemanden abschrecken wird – wir sind zumindest begeistert.

Alex Hoppen

Alex Hoppen

Denkt er wäre der Administrator, fährt Smart, mag Enten, Guitar-Hero-Profi, putzt Bier mit Zähnen – oder umgekehrt?, cheated bei Pokémon Go, speifrei seit ̶2̶̶0̶̶1̶̶4̶ 2019, Erste-Reihe-Milchtrinker aus Überzeugung und liebt Katzenbilder.