Eigentlich ist es relativ leicht, ein Review für den zweiten Tag des Pell-Mell Festivals 2023 zu schreiben, da sich Tag 2 irgendwie wie die nächste Ausgabe anfühlte. Ganz anderes Wetter, andere Genre-Headliner und vor allem der Kampf gegen den bereits geschwächten Körper vom Vortag, um sich aufzuraffen, um Acts wie Callejon, Sondaschule, Bubonix und Co. nochmal alles zu geben.

Hier geht es zu Tag 1

Hier kommt die Sonne

Untypisch für den September, aber umso natürlicher für ein Festival, war der Samstag schon vor offiziellem Einlass mit verdammt viel Sonnenschein gesegnet. Man könnte glatt meinen, wir befinden uns im tiefsten Juli, wenn auch vielleicht nicht im Jahr 2023. Leider kann sich die Kombination aus „Festival Tag 2“ und „Verdammt viel Sonne“ durchaus auf die Motivation der Gäste auswirken, sich so früh schon aus dem schattigen Pavillon auf der Campingfläche Richtung staubigem Sportplatz bergauf zu bewegen, und wahrscheinlich war es sogar auch ein Grund, wieso Up North als Opener ein paar Gäste weniger vor der Bühne begrüßen durfte, als erwartet. Dennoch zeigte sich auch hier wieder die Pell-Mell Crowd von ihrer hartgesottenen Seite und füllte von Song zu Song den Zuschauerbereich vor der Bühne immer mehr. Natürlich darf man jetzt kein großes Gedränge vor der Bühne erwarten, aber wir reden hier immerhin von 13 Uhr! Da schläft so mancher Redakteur auch ohne Festival manchmal noch!

Ziemlich Core´niger Start

Wer leicht verschlafen zum Finale von Up North kam, wurde spätestens bei Watch Me Rise dann doch geweckt. Die Jungs mit ihrem emotionalen Hardcore-Sound eroberten Herz, Ohr und den gesamten Platz vor der Bühne in nur wenigen Takten und bewiesen uns mal wieder, dass es absolut keine große Fanbase braucht, um eine Menge zu beeindrucken. Wer kam, blieb – und wer blieb, durfte sich danach auf Risk It! freuen. Ein Act, den wahrscheinlich jeder schon einmal erlebt hat, der auf mehr als fünf Hardcore-Festivals ein Unwesen trieb. Wie immer überzeugend und stimmig, jedoch muss man hier auch das erste Mal etwas durchatmen, da direkt drei lautere Hardcore-Acts hintereinander am frühen Nachmittag dann doch etwas anstrengend für ein sehr buntes Pell-Mell Festival erscheinen. Na ja, nach drei Hardcore-Acts kann es beim vierten ja nur etwas bunter werden.

Segel setzen

Naja, klar sind SETYØURSAILS jetzt nicht die größte Abwechslung, überzeugen aber mit ihrem Auftritt ungemein und schaffen für den Samstag das, was Destination Anywhere für den Freitag schaffte. Pünktlich um 16:45 Uhr schwang die Stimmung von „angenehm“ zu „absoluter Feierlaune“. Von der neuen Single Best Of Me bis hin zum Lady Gaga Cover Shallow wurde alles gegeben. Wir sind begeistert, und der Rest von Obererbach ebenso. Mit dem frisch entfachten Publikum konnte auch schon der frühe Abend beginnen, indem die zweite Bühne mit Männi entstaubt wurde.

Pell-Mell auf Höchstform

Was ab hier geboten wird, zeigt eigentlich die pure Stärke dieses Festivals: Es wird getanzt, gesungen und gemosht! Egal ob im Pit bei Cypecore, der Punkparty von Bubonix oder den absoluten Metal-Durchstartern von Elwood Stray. Vielfalt trifft auf Talent, trifft auf geile Stimmung – genau das, was der späte Festivalsommer als Abschied braucht! Selbst die Bühnen-Dinos von VMZT, welche dem Publikum wahrscheinlich gänzlich unbekannt sind, werden gefeiert, als hätte man Bad Religion gebucht. Niemand nimmt uns hier und heute das Recht auf einen guten Abend mit Unterhaltung und Tanz im Programm. Zum Abschluss tritt der ehemalige Headliner von 2010 als heutiger Co-Headliner richtig auf und legt die Messlatte nochmal ein Stück höher – Callejon wissen einfach, wie man überzeugt, egal ob ganz asozial zu Porn From Spain 2 oder melancholisch bei Handylichtern und Feuerzeugen (richtig Oldschool) bei Kind im Nebel. Für ein Festival theoretisch eine gewagte Setlist, doch wie bereits erwähnt, steht das Pell-Mell Festival für Vielfalt!

Jetzt nochmal richtig Gas

Zum Schluss kommt nochmal das 2-Bühnen-System des Pell-Mell Festivals perfekt zum Einsatz. Wo Callejon eigentlich als Co-Headliner alles für das große Finale vorbereitet haben, kann während der Umbaupause auf der zweiten Bühne bei Delivering Cry nochmal der letzte Muskel erwärmt werden. Die Band darf sich dank dieses Konzepts einen recht späten Slot sichern, während dem Publikum dennoch Unterhaltung geboten wird – die Rechnung geht für beide Seiten auf! Sondaschule hauen zum Schluss nochmal wie zu erwarten alles raus und rauben auch den hintersten Reihen das letzte bisschen Stimme, was noch vorhanden ist. Sicher wie in der eigenen Heimat performen die Jungs aus dem Pott alle Hits und können sich mit diesem Auftritt ohne Probleme in eine Reihe mit den Broilers und Feine Sahne Fischfilet stellen.

Und wie wars jetzt eigentlich?

Ihr merkt hoffentlich, selbst beim Schreiben kann man sich auf kein Highlight wirklich konzentrieren, weil es einfach so viele gibt. Das Pell-Mell Festival 2023 schafft es einfach als großen Abschluss der Saison genau dort im Kopf hängen zu bleiben, wo größere Veranstalter und Konzepte dieses Jahr leider gepatzt haben, durch Verkalkulierungen und Fehlentscheidungen. Die Kommunikation passte, der Preis sowieso, und der Rest hängt eigentlich dann auch nur noch an den Besuchern, welche Jahr für Jahr wieder nach Obererbach pilgern. So hoffentlich auch nächstes Jahr – wir sind auf jeden Fall mit dabei! Sichert euch eure Tickets schon bald, da der Sold Out von 2023 zeigt, dass hier wahres Potential vorhanden ist.

Termin für 2024 ist der 30.08. – 31.08.2024!

Fotocredits: Dennis Roggatz & Ina Held

 

Alex Hoppen

Alex Hoppen

Denkt er wäre der Administrator, fährt Smart, mag Enten, Guitar-Hero-Profi, putzt Bier mit Zähnen – oder umgekehrt?, cheated bei Pokémon Go, speifrei seit 2014, Erste-Reihe-Milchtrinker aus Überzeugung und liebt Katzenbilder.

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