Der Sommer ist in voller Blüte, die Festivalsaison schon halb rum und solltet ihr noch auf der Suche nach dem Soundtrack für die verbliebenen Wochen des Hochsommers sein, dann liefern Kytes jetzt Abhilfe: am 27. Juli veröffentlichen sie ihr drittes Studioalbum „To Feel Something At All“.

Das beginnt noch ganz entspannt, das Rhodes-Piano wird jedoch schnell von einer Bassspur überlagert, die in Windeseile den Tonus für die folgende Indie-Abenteuerreise angibt. Mit einer Menge Synthies und Reverb wird der 80s-Pop-Vibe schnell perfektioniert, während sich in „Out Of Time“ der Frage gewidmet wird, ob man sich eigentlich zur richtigen Zeit am richtigen Ort befindet, oder ob man seine Zeit bereits verpasst hat? Dieser übergeordneten Fragestellung wird sich auch in den folgenden zehn Songs gewidmet:

Inspiriert von der Indie-Hochphase der frühen 2010er haben Kytes in den vergangenen Jahren ihren eigenen eingängigen Sound etabliert, der sich auf so mancher Festivalbühne und ausverkauften Konzerthallen bewährt hat. Nachdem sie zuletzt mit ihrer „Apricosa“-EP (2020) ihrem Repertoire ein bislang unbekanntes Elektro-Element hinzugefügt haben, gehen sie nun back to the roots und liefern mit „To Feel Something At All“ eine Hommage an ihre großen musikalischen Held:innen. Allen voran und kaum zu überhören natürlich an die Nordiren von Two Door Cinema Club, aber eben auch The Wombats, The Naked And Famous und an all diejenigen, die in der Spotify „Best Of Indie 2010“-Playlist auftauchen.

Die Zeit, um selbst in dieser Playlist zu landen, haben Kytes zwar um 13 Jahre verpasst, doch sie können beweisen, dass der Indie noch längst nicht totgesagt werden sollte. Stets tanzbar und upbeat, wird sich zwischen zackigen Riffs und einer lockeren Bassline simplen Themen wie Herzschmerz und dem inneren Schweinehund gewidmet – Fokus auf gemeinsames Abzappeln in140bpm statt Gesellschaftskritik. Das Abzappel-Paradebeispiel: „Mister Burns“. Fans dürfte dieser Song schon längst von den Konzerten der Band bekannt sein, nun gibt es ihn erstmalig auch auf Platte zu hören.

In „Younger“ werden die Münchner rund um Frontmann Michael Spieler dann auch mal melancholisch: etliche Jahre gemeinsames Aufwachsen wollen Revue passiert werden – Vergleiche zu „7 Years“ von Lukas Graham zu ziehen wäre ein leichtes, der nötige Indie-Filter gibt dem Song dann aber doch noch sein Alleinstellungsmerkmal.

In „To Feel Something At All” stehen die Glücksgefühle im Vordergrund und von diesen versprühen die elf Songs genügend. Dabei bleibt das gesamte Album mit nur knapp 27 Minuten erstaunlich kurzlebig, einzig das halbakustische „Rapstar“ schafft es, die 3-Minuten-Marke um immerhin 2 Sekunden zu knacken. Etwas atemlos kommt man da am Ende dieses Indie-Halbmarathons an und fragt sich, ob irgendein Moment besonders hervorstechen konnte. Auch wenn die Antwort vermutlich eher nein lauten wird, verlieren die Songs zu keinem Zeitpunkt an Qualität. Das Quartett bietet einmal mehr den lang ersehnten Soundtrack für den Spätsommer – ob um alleine durchs Zimmer zu tanzen, auf dem nächsten Festival, oder doch für den nächsten Roadtrip.

„To Feel Something At All“ erscheint am 27. Juli.

Foto: Max Bublak

Nicola

Nicola

Die Indie-Ansprechpartnerin eures Vertrauens, häufiger auf Konzerten als in der Uni zu finden, besteht zu 90% aus Tee, meistens mit Kopfhörern in den Ohren, professionelle 1. Reihe Sprinterin.

8.3

Sound

8.0/10

Konzept

8.0/10

Hörspaß

9.0/10

Atmosphäre

8.0/10