Zugegeben, hierzulande sind The Used mittlerweile ein kleines Fragezeichen, wo sich wahrscheinlich der ein oder andere fragt, ob die Emo-Rock-Pioniere von damals überhaupt noch existieren. Live Auftritte in Europa bleiben seit fünf Jahren aus und auch die letzten Veröffentlichungen bekamen wahrscheinlich nicht die entsprechende Aufmerksamkeit, die es braucht, um in der heutigen schnellen Zeit als „relevant“ zu gelten. Träge wurden The Used sicherlich nicht, wo doch ein regelmäßiger Album-Zyklus von allen 2-3 Jahren auch heute noch besteht und allein das letzte Werk in einer Deluxe Version einfach mal mit 27 Songs daher kommt. Wir haben uns mit dem neuen Werk „Toxic Positivity“ mal etwas genauer beschäftigt, um herauszufinden, ob The Used auch 2023 noch funktioniert. Um dem Albumtitel gerecht zu werden, gehen wir an dieses Review streng nach dem Motto „Selbst wenn das Album schlecht ist, haben wir immerhin was zu schreiben“ ran.

Klanglich schaffen es The Used mit dieser Platte wieder einmal zeitlich passende, als auch nostalgische Vibes in Kombination zu erschaffen. Bereits die ersten Klänge des Openers „Worst I´ve Ever Been“ hätten so ohne Probleme auch auf dem Debüt der Band Platz gehabt und entwickeln sich im Laufe des Songs zu einem taktvollen, modernen Synthierock Sound, welcher sogar hier und da oldschool Panic! At The Disco Vibes hervorholt. The Used schaffen es gerade in der ersten Hälfte des Albums eine gewisse löangliche Vielfalt zu schaffen, welche für fast jeden Hörer was bereithält. Bereits nach der ersten Rotation des Albums wünschen wir uns eine zeitnahe live-Version des Songs „I Hate Everybody„, wahrscheinlich einem der stärksten Songs der Platte. Doch so stark die Platte in ihrer ersten Hälfte ist, schleift es in der zweiten Hälfte ein bisschen aufgrund von kleineren Wiederholungen und Phasen, die leider auch beim dritten Durchhören irgendwie nicht hängen blieben – zu sehr wippen wir innerlich noch zu Songs wie „Numb“ oder „Headspace„. Das ist keinesfalls schlecht gemeint, sondern steht lediglich für die Qualität dieser Songs. Natürlich gibt es auch in der zweiten Hälfte kleine Perlen wie „Dancing with a Brick Wall“ oder das wunderschön geschriebene „House of Sand„, welches inhaltlich wahrscheinlich zu den besten Songs zählt, die diese Band je veröffentlicht hat.

Um die wichtigste Frage direkt mal zu klären: The Used zeigen mit „Toxic Positivity“ immernoch ihre Relevanz in der Szene. Moderne Klänge gepaart mit einem Thema, welches nicht aktueller hätte sein können und ummantelt mit der typischen The Used Attitüde machen das neuste Werk zu einem Album, welches man in der Diskographie der US-Rocker nicht hinter den Meilensteinen wie Lies for the Liars (2007) oder In Love and Death (2004) verstecken muss.

Release: 19.05.2023

Toxic Positivity Trackliste:

1. Worst I’ve Ever Been
2. Numb
3. I Hate Everybody
4. Pinky Swear
5. Headspace
6. Cherry
7. Dopamine
8. Dancing With a Brick Wall
9. Top of the World
10. House of Sand
11. Giving Up

Fotocredit: Yeshua „Yoshi“ Flores

Alex Hoppen

Alex Hoppen

Denkt er wäre der Administrator, fährt Smart, mag Enten, Guitar-Hero-Profi, putzt Bier mit Zähnen – oder umgekehrt?, cheated bei Pokémon Go, speifrei seit ̶2̶̶0̶̶1̶̶4̶ 2019, Erste-Reihe-Milchtrinker aus Überzeugung und liebt Katzenbilder.

The Used- Toxic Positivity

7.4

Sound

8.0/10

Konzept

6.0/10

Hörspaß

7.5/10

Atmosphäre

8.0/10