Kaum eine Band ist momentan so im Hype wie die maskierten Herren, die hinter Sleep Token stecken. Was die Band so interessant macht, ist vor allem die Mystik, die sie umgibt: Wer steckt hinter den Masken? Warum scheuen sie sich so vor Interviews? Warum ziehen ihre Songs die Massen so sehr in ihren Bann? Im Metal-Universum hat sich mit den Briten der größte Hype seit langer Zeit aus dem Boden erhoben, der für weltweit ausverkaufte Hallen, Spotify-Chart-Hits, Social-Media-Trends und einer fast kultartigen Gefolgschaft sorgt. Nach „Sundowning“ (2019) und „This Place Will Become Your Tomb“ (2019) folgt mit „Take Me Back To Eden“ nun der finale Teil ihrer Album-Trilogie.

Auch wenn das Album vorab als der bis dato härteste Sleep Token-Verteter gehändelt wurde, ist es eher seine Vielseitigkeit, die es so spannend macht: Ob Djent- oder Prog-Metal, Hip-Hop oder Trap-Beats, Pop-Momente – die Liste an angespielten Inspirationen ist schier endlos. Und statt die Genres einfach zwischen den Songs zu wechseln, entscheidet sich die Band dafür, einfach in den Songs selbst einmal alles auszuprobieren.  Das beste Beispiel: „The Summoning“ – mal flüstert Frontmann Vessel fast bedrohlich ins Mikro, bevor im nächsten Moment ein harter Breakdown erscheint, ein episches Gitarrensolo den Rahmen erneut spannt und Power-Pop-Ambitionen im letzten Drittel zum Vorschein kommen. Kaum verwunderlich, dass der Song aktuell im Hype ist und mittlerweile über 33 Mio. Streams alleine auf Spotify verzeichnen kann.

Direkt im Anschluss werden plötzlich Rap-Vorlieben in „Granite“ bekannt, der sich durch einen simplen Beat gepaart mit wabernden Synthies auszeichnet. Das wirkt für die erste Hälfte im Vergleich zum Rest des Albums unspektakulär, überzeugt schlussendlich aber mit einem Gitarrenbreakdown, der erneut den Rückschluss zum Metal zieht. Wodurch „Take Me Back To Eden“ so sehr in seinen Bann zieht, ist die Tatsache, dass man nie weiß, was einen als nächstes erwartet: Hyperpop? „DYWTYLM“. Trap-Beats? „Ascensionism“. Balladen? „Are You Really Okay“. Death-Metal-Screams? “Vore“. Da bleibt kein Wunsch offen.

Mit über einer Stunde Laufzeit fordert „Take Me Back To Eden“ einiges in puncto Aufmerksamkeit von der Generation-Aufmerksamkeitsdefizit, doch durch die ständigen Genrewechsel, schaffen sie es, dass die Hörer:innen gebannt während jeder Sekunde am (Kopf-)hörer bleiben werden, obwohl einige der Songs über acht Minuten spannen. Sleep Token liefern mit dem Abschluss der Album-Trilogie genau die Portion Dramatik, die man sich erhofft hat und beweisen damit einmal mehr, dass ihr kultartiger Hype mehr als gerechtfertigt ist.

„Take Me Back To Eden” erscheint am 19. Mai via Spinefarm und kann noch vorbestellt werden.

Foto: Andy Ford

Nicola

Nicola

Die Indie-Ansprechpartnerin eures Vertrauens, häufiger auf Konzerten als in der Uni zu finden, besteht zu 90% aus Tee, meistens mit Kopfhörern in den Ohren, professionelle 1. Reihe Sprinterin.

Sleep Token - "Take Me Back To Eden"

9

Sound

9.5/10

Konzept

9.0/10

Hörspaß

8.5/10

Atmosphäre

9.0/10