Während andere Rapper physisch modelliert, selbstredend erholt und aufgesetzt übermotiviert in ihre sogenannten Promophasen starten, macht DISSY keinen Hehl daraus, dass er immer noch down, dass er immer noch blass, dass er immer noch übernächtigt ist. Vielleicht sogar übernächtigter denn je, beinahe so übernächtigt, dass er meint, Gespenster zu sehen.
DISSY fällt es schwer, einfach zu ignorieren, dass die Welt, die ihn umgibt – derzeit nicht einmal mehr nur metaphorisch – in Flammen steht. Dass so gut wie gar nichts gut ist. Dass, einfach nicht der richtige Zeitpunkt für Good Life, Befindlichkeiten und Larifari ist. Und, dass er wütend ist. Auf der Suche nach Lösungsansätzen für seine missliche Situation wird DISSY im Rausch fündig – der Exzess lässt ihn immerhin kurzweilig vergessen.
Erster Vorbote aus neuem Projekt „bugtape side b“
„september“, das erste Lebenszeichen seines anstehenden Projekts „bugtape side b“, ist eine beinahe psychedelisch anmutende Ballade, der in ein Beat-Gerüst gegossene Beweis, dass schwermütige Themen und ein frenetisches Ohrwurm-Potential einander nicht ausschließen müssen. Der tragisch-schöne Synthie-Flächenbrand, produziert von Kilian Lamothe, ist eine Schnulze ohne das geringste Anzeichen von Cringe.
Schon im ersten Teil des „bugtape“, welcher im Januar erschien, zeigte DISSY sich rougher und bissiger als zuvor: Mit einer breiten Diversität an Genre-Einschlägen führte die EP in die düstersten Kellergewölbe digitaler Parallelwelten. Ein Beispiel ist die Single „du hast mein herz im darknet verkauft“ feat. MOAT und Tightill. Am 03.02.2021 beendet DISSY mit der Veröffentlichung der B-Seite das Experiment: „side a“ und „side b“ bilden eine stählerne Einheit, ohne zwillingsverwandt zu sein.