Am 20. März 2020 war es endlich so weit – nach zweijähriger Abstinenz erschien das neue Album „Of Truth & Sacrifice“ der Thüringer Metaller Heaven Shall Burn – in einer etwas schwierigen Zeit für Alle, gerade Musiker und Künstler. Maik Weichert, Gitarrist von HSB, stand uns zum Interview zur Verfügung.
Gringoz: Erst einmal vielen Dank für die Möglichkeit unseres Interviews!
Maik: Immer gerne, so wie es gerade für gesamt Deutschland stressig ist, ist es auch bei mir etwas stressig aber ich freue mich sehr!
Gringoz: Ihr habt zwei Jahre Pause gemacht, nun kommt endlich „Of Truth & Sacrifice“ in die Läden. Ein Doppelalbum sollte es werden – hattet Ihr „Druck“ und „musstet“ zwei CDs rausbringen?
Maik: Ganz im Gegenteil, wir haben uns ganz bewusst dazu entschieden ohne Druck im Nacken, ein Album für uns und unsere Fans zu produzieren. Wir haben uns bewusst so entschieden und das gute Stück ist dann im „Doppelpack“ entstanden. Schließlich saßen wir nicht von Anfang an vor dem weißen Blatt Papier und haben gesagt es muss nun so viel werden, dass eine Doppel-CD herauskommt. Schließlich wollten wir einen „Klotz“ hinstellen.
Gringoz: Nach der Idee, ein „Klotz“ als Album hinzustellen, habt Ihr euch entschieden eine kleine Club-Tour zu spielen. War das eine Art „Dankeschön fürs warten Fans“? Immerhin zeigt das Album ja ordentlich „Krawall & Remmidemmi“.
Maik: {lacht} Da muss man ganz ehrlich sagen – das ist nicht nur konzeptionell und total verschroben. Hier kommen einige Dinge zusammen. Wir hatten 1. Bock kleine Clubs zu bespielen und 2. müssen wir nach der Abstinenz auch erst einmal wieder reinkommen. Zusätzlich haben wir eine Tour auf sehr großen Festivals bestätigt und da wäre es nicht gut eine große Tour vor der Festivalsaison zu starten. Eine Zeit lang dachten wir auch noch, dass man es durchziehen kann, trotz Corona, Clubs-Shows mit bis zu 1.000 Menschen zu spielen – dies wäre aber absolut fahrlässig gewesen und unverantwortlich mit dem Solidaritätsgedanken, den wir als Band immer promoten vertragen, die Shows in irgendeiner Art und Weise durchzudrücken.
Gringoz: Da haben nicht nur wir Verständnis für, sondern selbstverständlich auch die Fans. Vor Wochen kamen ja die ersten Wellen des Corona-Virus in Richtung Europa rüber, nun ist es bei uns. Wie schätzt du die Auswirkungen für die Musikbranche ein – schließlich sind Festivals wie das Glastonbury Festival abgesagt worden.
Maik: Naja, über die negativen Auswirkungen ist, denke ich hinreichend berichtet worden. Das heißt nicht das wir von der Band oder alle Kulturschaffenden dieses Coverage nicht verdient haben. Natürlich muss man den Leuten klarmachen wie schlecht die Lage ist und wie notwendig da Hilfe ist. Ich denke, es wird auch positive Auswirkungen geben – vielleicht sitzen jetzt gerade ein paar Bands, die gezwungen sind zuhause zu bleiben, im Proberaum und schreiben die fettesten Platten Ihres Lebens, dann geht es anderen vielleicht auch so wie uns. Wenn alles Friede-Freude-Eierkuchen ist, dann entsteht selten interessante Kunst.
Gringoz: Wir hoffen natürlich auch auf neue Alben und vielen kreativen Ergüssen! Wie siehst du die allgemeine Entwicklung der Musik in Hinsicht auf Streaming-Dienste und „Digitalisierung“? Gab es für HSB einen Schub weil die Leute sich mehr durch Genres klicken?
Maik: Es ist ja nicht so das eine Band mit 250.000 gepressten Platten direkt zum Streaming-Dienst gewandert ist. Also wir haben weder 250.000 Platten verkauft, noch sind wir direkt ins Streaming-Gewerbe gewandert, sondern wir kommen aus der Zwischenzeit. Wir verkaufen noch solide Platten, aber wir haben auch einen Großteil unserer Schritte gemacht als Leute sich noch Platten irgendwo gerippt haben auf russischen Servern o.ä. – die Situation gegen Napster & Co. ist ja Streaming noch ein Fortschritt. Eine Band betrachtet das immer als Gesamtrechnung denke ich, weil in dem Maße die Plattenverkäufe eingebrochen sind, zahlst du das als Fan halt einfach beim Konzert oder Merchandise oder drauf. Es wird halt einfach an einer anderen Stelle herausgeholt. Wir verdienen unser Geld mit Platten und auch durch Streaming, dass ist auch gut so – Millionär will man ja auch nicht werden.
Gringoz: Lass uns noch einmal über zwei oder drei persönlichere Dinge sprechen. HSB macht viel für Sea Shepherd – warum ist das so? Schließlich finde ich es ein absolut geniales Projekt und Eure Unterstützung ist wertvoll!
Maik: Sea Shepherd unterstützen wir ja schon ewig. Sehr sehr gute und alte Freunde sind und waren sogar auf den Schiffen Sea Shepherds unterwegs – aktuell der Kapitän der „Sam Simon“, Alistair Allen ist ein sehr sehr guter Freund von uns. Wir haben das schon immer unterstützt und das ist eine wichtige Position für uns! Wir sehen uns gar nicht so sehr als Unterstützer, sondern eher als eine Art Mitglied! „My Heart and the Ocean“-Video ist beispielsweise ein Video wo es uns wichtig war das dies von Sea Shepherd Leuten gemacht wird, denn der Director ist auch jahrelang auf Sea Shepherd Schiffen unterwegs gewesen – nun ist er Dokumentarfilmer. Wir wollen das nicht als Image-Push nehmen, sondern es ist uns vom Herzen wichtig und das wollten wir dann mit einem Video auch immer noch einmal unterschreiben.
Gringoz: Abschließend will ich zwei ganz persönliche Fragen an dich stellen – wo siehst Du Dich in 10 Jahren?
Maik: {Nachdenklich} Mich persönlich? Ich bin einer der Menschen, der so glücklich ist, dass ich keine Träume habe wie „Hoffentlich ist da alles anders“. Bei mir ist es eher so, dass sich an meiner persönlichen Situation nichts geändert hat. Auf der Welt darf sich gerne was ändern. Bei mir persönlich: Ich bin absolut glücklich und angekommen und hoffentlich ist das in 10 Jahren auch noch so.
Gringoz: Wenn du heute nur die Möglichkeit hättest, drei deiner Lieblingsplatten auf eine einsame Insel mitzunehmen, welche wären das?
Maik: {lacht} Kann ich auch ein Spotify-Premium Account mitnehmen? Da sind wir bei dem Thema. Es kommt drauf an, wenn es da eine Poststelle mit eBay-Zugang gibt, dann würde ich paar sehr sehr wertvolle Platten mitnehmen so als Notgroschen. Geht es allerdings darum, drei mitzunehmen um Sie zu hören, wäre es sicherlich „A Night at the Opera“ von Queen, „Like an Ever Flowing Stream“ von Dismember und „Eulogy for Evolution“ von Ólafur Arnalds.
Gringoz: Maik, vielen Dank für deine Zeit und abschließend eine Frage – eine persönliche eines Gringoz-Redakteurs: Hast du große Angst davor das die großen angekündigten Festivals von euch abgesagt werden und das „zurückkommen“ nach der zweijährigen Pause nicht so verläuft wie erhofft oder gedacht?
Maik: Also Angst habe ich natürlich nicht! Allerdings ist es absolut in Betracht zu ziehende Möglichkeit – schließlich weiß das keiner. Aktuell sehe ich es so, dass es nicht stattfinden wird, aber wir haben keine Angst, würden es nur extrem schade finden da es überhaupt nicht berechenbar ist. Wenn die Lage rein medizinisch so wär das man die Festivals durchführen können, dann wird es sicher so sein das andere Headliner andere Pläne haben – das kann ein Problem werden. Wir freuen uns trotzdem auf alles musikalische was kommt!
Gringoz: Vielen Dank für das Interview und hoffentlich bleibt dir dieses etwas „einfachere“ Interview im Kopf bleibt und hoffentlich sehen wir uns auf der Tour! Bleibt gesund, bleibt wie ihr seid und behaltet den Kampfgeist für Musik immer im Kopf!
Wir bedanken uns bei Heaven Shall Burn, ganz besonders bei Maik für die Zeit und die Antwort auf unsere Fragen – uns war wichtig ein etwas persönlicheres Interview zu führen und hoffen das Ihr Gefallen dran gefunden habt.
Heaven Shall Burn – Festival-Tour 2020
05.06.2020 – Nürnberg – Rock im Park
11.06.2020 – Österreich – Nova Rock
11.06.2020 – Schweiz – Flugplatz Interlaken
19.06.2020 – Belgien – Festivalpark Stenehai
20.06.2020 – Frankreich – Hellfest
26.06.2020 – Gräfenhainichen – Full Force Festival
09.07.2020 – Tschechien – Masters of Rock
17.07.2020 – Niederlande – IJssportcentrum Eindhoven
01.08.2020 – Rumänien – Rockstadt Extreme Fest
Foto: Candy Welz