Wer dem Hardcore verfallen ist kommt an Lionheart nicht vorbei. Brachiale Breakdowns, ein Tier von Sänger und absolute Abrissstimmung bei Liveauftritten, so habe ich sie lieben gelernt. 2016 hatten sich die Oakländer aufgelöst, was für starke Trauer bei den Fans sorgte. Umso größer war die Freude als deren Comeback im Sommer 2017 verkündet wurde. Das damalige Album „Welcome to the West Coast II“ schlug ein wie eine Bombe und ließ die Sehnsucht nach der Musik als Zuhörer spüren. Genau mit diesem Gefühl freute ich mich auf deren neue Platte „Valley of Death“ (VÖ: 15.11.2019).

Das Intro „Valley of Death“ baut eine schöne Spannung auf und lässt auf eine fette Platte hoffen. Doch die Euphorie wandte sich schnell in eine geladene Stimmung, welche nach nicht einmal 25 min vorbei war. Klar sind die Alben in dem Genre nie all zu lang aber das ist dann doch eine sehr kurze Nummer. Man hat den Eindruck, dass das neue Label Arising Empire für einen neuen Sound bei Lionheart gesorgt hat. Ganz nach dem Motto „kurz und schmerzlos“ und einfach mal hart durchbrettern. Die bisherigen Singleauskopplungen wie „Burn“ und „Rock Bottom“ feat. Jesse Bernett geben dafür einen ersten Vorgeschmack, was euch erwarten wird.

Rob Watson brüllt dir die ganze Zeit seine Wut und Agression über Verluste, Depressionen und Ängste der vergangen Zeit entgegegen. Das sind Themen mit denen sich warscheinlich jeder Auseinandersetzen kann bzw die einen bewegen. Doch Zeit zum Verarbeiten und Aufsaugen der Texte bleibt nicht. Die Gitarren brettern ihre Riffs ohne große Pause runter, während das Schlagzeug den schnellen Beat vorantreibt. Besonders im letzten Song „Dragging Heaven“ rastet die Double-Base nochmal komplett aus, was Live für ordentlich Geprügel sorgen wird. Doch wo sind die altbewerten Breakdowns, welche erpruppt kamen und sich immer weiter aufbauten, bis auch der Letzte es nicht mehr aushielt und eskalieren wollte. Der Bass ist kaum warzunehmen, da die Gitarren fast die ganze Zeit durchschreddern. Der Klang erinnert nicht mehr an puren Hardcore, sondern greift mehr in den metallischen Klang über. Ebenfalls vernachlässigt wurden die rhythmischen, melodischen Parts wie beim Dauerbrenner „LHHC“, welche zum mitwippen einluden.

Kurz gesagt: Wer gern was härteres auf die Ohren will ist mit dem Album genau richtig bedient. Knappe 25 min geballte Energie mit fetten Gitarrensounds ohne große Pausen zum durchatmen. Doch wer auf den altbewerten Sound hofft wird bitter enttäuscht. Nur angesetzte Brakdowns, keine melodischen Parts, wie man es von den letzten Alben kannte. Lionheart erweckt den Eindruck neue Richtungen einschlagen zu müssen. Aber überzeugt euch selbst und hört rein. Ab 15.11.2019 wisst ihr mehr! Ansonsten freut euch auf die kommende Tour mit Stick To Your Guns, Deez Nuts und Obey The Brave.

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Alex Hoppen

Alex Hoppen

Denkt er wäre der Administrator, fährt Smart, mag Enten, Guitar-Hero-Profi, putzt Bier mit Zähnen – oder umgekehrt?, cheated bei Pokémon Go, speifrei seit 2014, Erste-Reihe-Milchtrinker aus Überzeugung und liebt Katzenbilder.