Die Schwedische Rockband „Royal Republic“ steht momentan in Deutschland in aller Munde. Vor kurzem veröffentlichte das Quartett aus Malmö ihr 4. Studioalbum „Club Majesty“. Pünktlich zur Festivalsaison, wo die Jungs nicht fehlen dürfen, haben wir uns mit Frontmann Adam Grahn unterhalten und dabei über das neue Album, die Tour und noch einige andere Themen geplaudert. Im Herbst kommen die Schweden dann mit ihrem neuen Album auf Tour durch Europa.
Gringoz:
Hallo Adam. Stell dich und deine Band doch bitte einmal kurz vor, für die Leute, die euch vielleicht noch nicht kennen. Wer seid ihr, woher kommt ihr und was macht ihr so für Musik?
Adam:
Wir sind Royal Republic! Wir sind eine schwedische Band und uns gibt es seit etwa 2008 – Wir sind nun also schon knappe 11 Jahre alt – Wahnsinn!. Wir haben bisher 3 Alben veröffentlicht und das vierte Album „Club Majesty“ erscheint am 31.05. Es ist unser vielseitigstes und ehrlichstes Album bisher. Von Genres und Genreschubladen halten wir allerdings nicht so viel – lasst euch überraschen.
Gringoz:
Okay, wir sprachen gerade schon vom neuen Album. Eure neue Platte „Club Majesty“ erscheint ja am 31.05. Wie unterscheidet sich das Album von euren Vorgängern?
Adam:
Ich glaube es ist unterscheidet sich gar nicht so sehr. Ich meine, ihr kennt vielleicht unser letztes Album „Weekend Man“. Es war unser drittes Album und damit irgendwie prägend auch für unseren persönlichen Sound und unsere ganze Bandidentität. Wir haben damit endlich unseren eigenen, kleinen Platz im Musikdschungel gefunden. „Club Majesty“ ist eigentlich einfach eine Erweiterung davon. Wie ich schon gesagt habe, wir mögen keine Genres und generell keine Grenzen. Für manche Leute und Labels sind Genres sehr wichtig: Rock-dies, Pop-Rock-das, Hip-Hop-das. Ihr könnt unseren Stil nennen wie ihr wollt, aber mir ist das egal. Ich habe kein Problem damit, innerhalb eines Labels in einem bestimmten Genre genannt zu werden. Ich mag es nur einfach nicht, so auf diese Weise Musik zu machen, denn wenn wir eine gute Idee haben, wollen wir sie umsetzen, egal ob sie innerhalb des Genres liegt oder nicht. Und wir wollen uns dann nicht sagen lassen, dass wir diese oder jene Idee nicht nutzen können, nur weil sie nicht in die klassische Definition von „rock“ passt, versteht ihr?
Gringoz:
Also würdest du euer neues Album eher als einen Mix aus verschiedensten Genres beschreiben, wenn ich das Wort „Genre“ hier nennen darf?
Adam:
Ja! Also ich weiß nicht so wirklich, wie ich es nennen soll. Aber wir sind eine sehr vielschichtige Band. Also wir mögen viele verschiedene Dinge. Man kann es als Rock bezeichnen, oder sogar als Pop. Es ist funky, groovy, souly, dancy, ich weiß es wirklich nicht. Vielleicht hast du ein gutes Wort dafür?
Gringoz:
Hm, ich weiß nicht. Ich finde vielseitig trifft es schon ganz gut und das ist ja auch gut so!
Also, was sind deine Lieblingssongs auf dem neuen Album?
Adam:
Ich mag „Fireman &Dancer“ sehr, das ist der Opening-Track. An diesem Song haben wir wohl am längsten gearbeitet, aber dafür war er auch zuerst fertig. Es schien nur richtig, dass es die erste Single war und auch als Opener macht sich der Song sehr gut, finde ich. Er zeigt einfach, wo es auf dem Album langgehen wird und fasst das Feeling und den Vibe des Albums ganz gut zusammen. Aber es ist eben immer noch rockig und hat diesen Punch. Der Punkt ist, dass wir hauptsächlich eine Entertainment-Band sind. Wir schreiben im Grunde keine so tiefgründigen Texte, sondern mögen Sachen, die uns dazu bringen tanzen und springen zu wollen und wir hoffen, dass es dasselbe mit den Leuten macht, wenn sie diesen Song hören. Also „Fireman & Dancer“ ist definitiv einer der Songs und auch „Anna-Leigh“, die aktuelle Single gehört dazu. Ich bin wirklich sehr stolz, dass wir diesen Schritt gegangen sind. Das war nämlich eine dieser Entscheidungen, bei denen die meisten Bands gesagt hätten „Nein, das können wir nicht machen, das ist zu dies oder zu das“. In unserem Fall ist das egal, wir haben keine Grenzen. Manche Leute sagen, wir sollten mehr Grenzen haben „ihr könnt dies nicht, ihr könnt jenes nicht, ihr könnt kein Saxophon auf die CD packen…blablabla“… das macht mich irgendwie aggressiv!
Gringoz:
Bekommt ihr denn viel Input von euren Produzenten? Oder lasst ihr euch da eher weniger reinreden?
Adam:
Naja, also egal mit wem man arbeitet, man braucht einen respektvollen und professionellen Umgang, aber wie schon gesagt, wir waren nie eine Band, die sich gern sagen lässt, was sie tun und lassen soll. Das war schon seit Beginn so, als wir die Band gegründet haben. Wir sind letzten Endes trotzdem bei einem großen Label gelandet. Die meinten dann so „Ihr seid eine großartige Liveband und ihr schreibt tolle Songs, ABER wir brauchen mehr Story, wir brauchen Schlagzeilen. Es gibt nichts, was euch interessant macht, also könnt ihr bitte mehr so sein… mehr Rock´n´Roll und so weiter…“ Wir haben am Ende natürlich nichts davon gemacht, weil wir einfach wir selbst sein wollten. Einmal wurde uns sogar angeboten auf Kosten des Labels einen Nachtclub zu crashen. Sie sagten „Ihr geht dahin, wir stellen sicher, das ein Fotograf von der Presse da ist. Ihr lasst euch dort fotografieren und wir bezahlen für alles.“ Natürlich ist das nicht passiert, aber das ist irgendwie die Geschichte unseres Lebens: Die Leute wollen uns ständig sagen, was wir tun sollen, aber wir haben uns immer dagegen gestellt und sind immer unseren Weg gegangen. Mit dem zweiten Album zum Beispiel haben wir gegen jeglichen Rat eine komplette Kehrtwende im Sound gewagt. Daraus haben wir gelernt und irgendwie machen wir das immer noch. Ein weiteres Beispiel: Als wir die Demo zu unserer Single „Fireman & Dancer“ eingeschickt haben, sagte der Manager: „Es ist ein toller Song. Aber ihr könnt nie im Leben, unter keinen Umständen, ein Saxofon auf dem Album haben. Das Radio wird den Song nicht anfassen, wenn ihr das macht“. Wir haben dann kurz überlegt in jeden Song ein Saxofon zu packen, nur um sie zu ärgern…Aber die Radios spielen den Song nun und ich glaube die Leute wissen, das wir nicht nachgeben und das wir unser Ding machen. Wenn die Songs dann gefallen finden, dann werden sie an Bord kommen und die Sachen spielen. Ich meine, man kann sich nicht immer gegen alle auflehnen und sich stur stellen, dann würde niemand mehr mit uns arbeiten. Manchmal muss es dann doch ein gesundes Maß an Diskussionen geben und manchmal schließen wir dann einen Kompromiss. Aber das passiert wirklich selten.
Gringoz:
Am 31. Mai werdet ihr eure Release Show in Berlin spielen. Warum gerade Berlin und nicht zum Beispiel bei euch zu Hause in Malmö?
Adam:
Ich weiß nicht. Ich glaub es war einfach ein kürzerer Weg zum Label. Die waren zu faul nach Schweden zu kommen. (lacht) Die Wahrheit ist wir haben einfach viele wichtige Teile unserer Crew in Berlin. Das Management, einige vom Label und auch die Menschen, mit denen wir das Album gemacht haben. Also wir haben dort eine gesunde Anzahl an Freunden und auch Fans, also ich denke das wird cool!
Gringoz:
Also hast du eine spezielle Bindung zu Berlin?
Adam:
Ja, das kann man so sagen. Ich war ein Paar Mal dort, bevor wir die Band gegründet haben, aber seitdem haben wir alle eine besondere Beziehung zu Berlin. Ich weiß gar nicht, wie viele Shows wir dort gespielt haben, es sind zu viele, um sie zu zählen. Und wir haben dort auch buchstäblich gelebt für die Produktion von 2 Alben. Also wir können uns jetzt sogar in ein Taxi setzen, ohne uns vorzukommen wie ein Idiot, das ist schon cool!
Gringoz:
Schon nächste Woche startet ihr eure Festivaltour durch Europa. Gibt es ein Festival, auf das ihr euch besonders freut?
Adam:
Ja, da sind einige. Wir hatten ein Paar Sommer mit wahnsinnigen Tourplänen. Wir haben dann 40 oder 45 Shows gespielt. Das waren viel zu viele. Du stirbst quasi, nachdem du damit fertig bist. Diesen Sommer ist es etwas entspannter. Ich glaube es sind so um die 20-25 Shows. Das Highfield-Festival in Deutschland ist definitiv ein Highlight jedes Jahr. Hurricane und Southside werden auch großartig. Und wir spielen dieses Jahr auch auf dem „Sweden Rock Festival“, was hier bei uns stattfindet. Da waren wir zuletzt 2014, das wird auch gut werden. Das coolste für mich wird aber wahrscheinlich das Festival in meiner Heimatstadt „Karlskrona“. Was eigentlich verrückt ist, weil es die kleinste schwedische Stadt ist, in der wir spielen, aber trotzdem headlinen wir die Main-Stage um Mitternacht. Wir haben tatsächlich sogar mehr Tickets für Karlskrona verkauft als für das Konzert in Stockholm, also das wird definitiv etwas Besonderes für mich.
Gringoz:
Das klingt unglaublich!
Und nach den Festivals geht ihr dann direkt auf eure Albumtour durch Europa und die UK. Welche Rolle spielt Deutschland dabei für euch? Gibt es Unterschiede zwischen den deutschen Fans und den Anderen?
Adam:
Hm, ich glaube es gibt gar nicht so den riesen Unterschied zwischen den Fans. Deutsche Fans sind aber definitiv unter den lauteren Fans und ich sehe zum Beispiel eher Moshpits in Deutschland als in der UK. Aber ansonsten nicht wirklich. Ich kann nicht sagen, dass einige Fans besser sind und andere schlechter. Schwedische Fans zum Beispiel und da schließe ich mich mit ein, wenn ich auf ein Konzert gehe, stehen einfach nur rum. Das ist einfach deren Art, da kann man nichts machen. Natürlich ist das manchmal eine Herausforderung, wenn man auf der Bühne ist, aber generell ist das auch kein Problem.
Gringoz:
Was sind so deine Lieblingskünstler oder Bands, mit denen du zum Beispiel gern mal auf der Bühne stehen würdest oder einen Song produzieren? Egal ob lebend oder tot.
Adam:
Definitiv die Beatles. Ich kann mir keine Band vorstellen, die einen größeren Einfluss auf die Musikwelt generell gehabt hat. Sie haben so viele Türen geöffnet, so viele Sounds kreiert. Und sie machten das alles, ganz ohne sich an irgendwelche Grenzen zu halten. Sie starteten mit Popsongs wie „Hold your hand“, „She loves you” und so weiter, und dann wurden sie total freaky. Das war ein großes Risiko. Wenn sie dieses Risiko nicht gegangen wären, dann hätten wir das heute vielleicht alles nicht. Kein Abbey Road und auch nicht diesen ganzen Teil der Musikgeschichte. Wer weiß…
Gringoz:
Also könnte man euch in gewisser Weise mit den Beatles vergleichen?
Adam:
(lacht) Ich wäre nicht arrogant genug, um zu sagen, wir sind wie die Beatles. Aber sie sind definitiv eine Band, die wir bewundern und zu der wir aufschauen. Also in vielen Aspekten versuchen wir irgendwie ihrem Weg zu folgen.
Gringoz:
Das ist definitiv kein schlechter Weg. (lacht)
Wie seht ihr denn das Jahr 2019? Das neue Album, die Festivals, eure Europatour… was erwartet ihr von diesem Jahr?
Adam:
Ich erwarte eine Menge verspätete Flüge, schlechte Flughäfen, Schlange stehen, aber ich freue mich auch wahnsinnig darauf, wieder auf Tour zu gehen. Das ist einfach der Grund, warum wir überhaupt Alben produzieren. Wir haben die Band damals gegründet, weil wir auf der Bühne sein und performen wollten, also ich brenne darauf wieder on Tour zu sein. Vor allem, weil es 9 Monate gebraucht hat, das Album aufzunehmen. Wir haben in der Zeit keine einzige Show gespielt. Vor ein Paar Wochen haben wir in der Schweiz die erste Show seit letztem August gespielt. Das ist wirklich immer eine lange Durststrecke, wenn man quasi im Studio „gefangen“ ist und nicht spielen kann, aber umso mehr freue ich mich jetzt, dass wir wieder spielen können.
Gringoz:
Noch eine kleine Off-Topic-Frage. Ich habe gelesen, dass du ein Fan von Bayern München bist. Die haben ja gerade die Deutsche Meisterschaft gewonnen. Hattest du Zeit, das zu verfolgen?
Adam:
Ja, das habe ich. Ich hab sogar das letzte Spiel gegen Frankfurt sogar gesehen. Es war ekstatisch, als Robben und Ribéry eingewechselt wurden und beide auch noch getroffen haben. Es war ein toller Abschied für die beiden. Aber ich war zum Beispiel auch beim DFB-Pokal-Finale 2015 in Berlin
Und um ehrlich zu sein, mag ich auch Fußball als Sport mehr als je ein einzelnes Team. Eigentlich ist es mir egal, ob es nun Barcelona, Union Berlin oder Bayern München ist. Ich mag den Sport einfach wirklich. Aber wo wir grad dabei sind, Bastian Schweinsteiger war ein großer Held für mich. Mit seiner Einstellung und diesem unermesslichen Willen einfach nie aufzugeben. Philipp Lahm war ein ähnlicher Spieler, der sich einfach nur auf das Spiel fokussiert und auch nicht so ein großes Ego hat. Also natürlich ist er selbstbewusst, aber du weißt schon, was ich meine. Aber generell mag ich deutschen und englischen Fußball wirklich sehr, aber es ist wirklich mehr der Sport als ein einzelnes Team.
Gringoz:
Vielen Dank für deine Zeit, Adam. Gibt es noch etwas, was du den Fans mit auf den Weg geben willst?
Adam:
Nicht wirklich! Kauft eure Tickets, denn sie werden langsam knapp. (Lacht)
Kauft eure Tickets, gebt uns Geld (Lacht noch mehr)
Gringoz:
Das werden wir ausrichten. Besten dank und viel Glück mit eurem Album und der Tour!
Interview: Nils Boysen & Kevin Randy
Fotocredit: Adina Scharfenberg @Gringoz Magazine 31. Mai 2019 Releasekonzert in Berlin
Fotostrecke: https://gringoz-magazine.de/archive/23729
Albumreview von Desiree: https://gringoz-magazine.de/archive/23717
Albumreview Nico: https://gringoz-magazine.de/archive/23684