Die Jungs von Blood Youth haben eine Bilderbuchkarriere hingelegt. Mit gerade mal Anfang 20 ist ihnen das gelungen, wovon viele Bands nur träumen. Nach drei Monaten spielten sie bereits auf dem Download Festival und was dann folgte waren Touren mit Everytime I dieNeck deep und Prophets of Rage. Einen Longplayer, Beyond Repair, gibt es schon, der zweite ist gerade in der Mache. Wir haben uns mit Sänger Kaya Tarsus in Berlin getroffen und ihn mächtig ausgefragt:

Gringoz: Hallo, vielen Dank, dass ihr euch die Zeit für das Interview nehmt. Wie geht es euch?

Kaya: Uns geht es super, es fühlt sich gut an, wieder in Berlin zu sein!

Gringoz: Stimmt, ihr wart ja schon mal da!

Kaya: Ja, wir haben hier letztes Jahr mit Neck Deep gespielt, obwohl der Gig nicht so besonders gut für uns gelaufen ist. Unser Slot begann buchstäblich zehn Minuten nach Einlass und die Leute kamen erst so langsam, als wir schon fast durch waren.

Gringoz: Ach, das ist ja scheiße! War es dieselbe Venue?

Kaya: JA! *lacht* Es war halt vor Allem kacke, weil wir so früh gespielt haben und der Sound war auch grottig… Aber heute wird es eine ganz hervorragende Show, das haben wir im Gefühl!

Gringoz: Habt ihr wenigstens einen guten FOH dabei dieses Mal?

Kanye: Auch nicht! *lacht wieder* Wir nehmen auf dieser Tour immer die Local Crew und das hat bislang -bis auf einmal- immer gut geklappt.

Gringoz: Ihr habt ja eine ganze Menge Musikvideos. Das letzte allerdings zu eurem Song Starve, ist viel düsterer und bedrohlicher, als die restlichen. Ist das jetzt auch visuell euer neuer Stil und wer hat die Ideen zu den Videos?

Kaya: Die Ideen stammen immer von uns, was manchmal ganz schön ätzend ist, weil wir so lange unsere Einfälle zusammenschmeißen, bis was dabei rauskommt. Das Video zu Starve repräsentiert die neue Härte, die wir auf dem Album, das wir gerade aufgenommen haben, zum Vorschein kommt. Die Songs darauf sind viel düsterer und härter als alles, was wir vorher gemacht haben und das wollten wir auch visuell umsetzen. Der Typ, der das alles für uns umsetzt heißt Adam Webb, aber alle nennen ihn Spud.

Gringoz: Spud?

Kaya: Ja, Spud!

Gitarrist Chris mischt sich aus dem hinteren Teil des Backstages ein: Er ist ein Dickhead! Spuuuuuuuuuuud! *alle lachen*

Was ich die Queen fragen würde? Welcher ihr Lieblingssong von Behemoth ist

Gringoz: Ihr seid ja echt viel unterwegs, aber wenn ihr nur noch eine CD im Tourbus hören könntet- welche wäre das?

Kaya: Also zurzeit wäre das auf jeden Fall The Satanist von Behemoth.

Gringoz: Oh echt? Ach krass, seid ihr so große Black/Death Fans?

Kaya: wir mögen ja eigentlich jede Art von Musik, aber wir haben eine besondere Schwäche für Behemoth

Gringoz: Wisst ihr schon, was ihr am 29. März 2019 machen werdet?

Kaya: Ähh, am 29. März? Also wahrscheinlich touren! Ist da was Besonderes?

Gringoz: Ja Mann, da ist der Brexit!

Kaya: Ha, wahrscheinlich weiß kein Brite, dass der an diesem Datum stattfindet! Nichts wird uns davon abhalten zu touren, das kann ich versprechen!

Gringoz: Das ist auch meine nächste Frage: Denkst du, der Brexit wird einen Einfluss auf die britische Musikszene und das Touren von britischen Bands haben?

Kaya: Ja, höchstwahrscheinlich schon. Ich denke, gerade für britische Bands, die noch ganz am Anfang stehen und versuchen, mal nach Europa zu kommen, wird da einiges erschwert werden. Kleinere Bands, die dann weniger für ihre Gigs bekommen, weil auf einmal ganz andere Gebühren erhoben werden… für die wird das schon haarig. Aber wir, wie gesagt, lassen uns nicht aufhalten und werden weiter überall touren!

Gringoz: Wenn der Queen eine einzige Frage stellen könntest- welche wäre es?

Kaya: Was ist Ihr Lieblingssong von Behemoth?

Chris aus dem Off: Blow your trumpets Gabriel!!!

Harrogate is so versnobt, es gibt nicht mal eine Szene für harte Musik

 

Gringoz: Ihr kommt ja aus Harrogate, richtig? Wie ist es da so, ist das so ein working class hero Background oder ganz anders?

Kaya: Harrogate ist eine ziemlich versnobte Stadt. So versnobt, dass es da nicht mal harte Musik gibt, gerade dort, wo Chris aufgewachsen ist. Also haben seine Band und meine Band angefangen zusammen Gigs auf die Beine zu stellen. Es gibt halt gar keine Heavy Music Szene, deswegen mussten wir da raus und unser eigenes Ding machen. Es ist eigentlich ganz schön traurig, denn es gibt einige Leute in unserer Heimatstadt, die durchaus verfolgen, was wir tun und was wir mit der Band in drei Jahren erreicht haben, aber wir waren beispielsweise nie in unserer Lokalzeitung. Wir waren so oft im Kerrang! und sonst wo, aber daheim… naja… ich meine, wir haben in riesigen Arenen gespielt mit den Prophets of Rage! Aber die Medien in unserer Heimatstadt würdigen uns in keinster Weise. Ist uns eigentlich egal, aber…

Chris aus dem Off: Das zeigt eigentlich nur, wie bescheuert die sind!

Kaya: *lacht* stimmt schon! Aber wir haben trotzdem viel Liebe für unsere Heimatstadt, nur für Heavy Musik ist es halt das falsche Pflaster.

 

Nichts erdet dich mehr, als vor einem Haufen Leute zu spielen, die sich einen Scheiß darum kümmern, was du gerade auf der Bühne machst.

 

Gringoz: Du sagtest es gerade, ihr wart mit Prophets of Rage auf Tour, habt all die großen Festivals wie das Download schon drei Monate nach Bandgründung gespielt. Wie schafft ihr es, dass euch der Erfolg nicht zu Kopf steigt?

Kaya: Also, 2018 in einer Band zu sein ist schon mal was komplett anderes als in den 80ern oder so. Es gibt einen Haufen Dinge, die dich sofort wieder erden. Mal wird man nicht bezahlt, mal sind es andere widrige Umstände. Man kann außerdem nicht in dieser Industrie überleben, wenn man mit dem Kopf nur in den Wolken ist, das wäre dumm und naiv. Wir von Blood Youth knocken uns aber auch gegenseitig immer wieder auf den Boden der Tatsachen

Gringoz: auch physisch?

Kaya: *kichert* hihi, ab und zu. Es sind in der Regel Chris und unser Bassist, die sich immer auf unseren Drummer draufschmeißen.

Gringoz: A kiss with a fist is better than none, stimmt’s?

Kaya: Du sagst es! *lacht*

Chris aus dem Off: Wir machen ihn fertig!

Gringoz: Willst du eigentlich immer noch Everytime I die heiraten?

Kaya: Heiraten?

Gringoz: Ja, das hast du in einem Interview gesagt!

Kaya: Oh wow, daran kann ich mich gar nicht mehr erinnern! Naja, wenn sie wollen, würde ich schon!

Chris aus dem Off: Fick die Medien!

Kaya: also klar, Everytime I die ist meine absolute Lieblingsband. Wir haben auch schon drei, viermal mit ihnen gespielt und es waren ungelogen die härtesten Shows für uns. Ich als Everytime I die-Fan kann sagen: Everytime I die Fans sind so kompliziert! Wir waren der Openener und es war so schwierig, zu den Leuten durchzudringen. Bis zum heutigen Tag hatten wir keine härtere Zeit auf der Bühne. Keith Buckley hat uns sogar gefragt, wie die Shows so laufen und wir so…

Chris aus dem Off: Scheiße!

Kaya: Haha, wir sagten, es ist echt hart! Und er meinte dann: „Macht euch keine Sorgen, wir haben Lamb of God supportet, ihr habt gar keine Ahnung, was hart bedeutet!“ Da muss halt jede Band mal durch, der Opener von großen Bands zu sein, keine Sau interessiert sich für einen. Und weil du fragtest, was uns am Boden hält – nichts erdet dich mehr, als vor einem Haufen Leute zu spielen, die sich einen Scheiß darum kümmern, was du gerade auf der Bühne machst.

Gringoz: 24/7 – ist das ein autobiographischer Song?

Kaya: Die Lyrics wurden schon inspiriert von Dingen, die meiner Mutter und mir passiert sind. Ich verarbeite da die Gemütsverfassung, in der sie und ich waren, als wir finanzielle Probleme hatten und eine neue Bleibe suchen mussten.

Gringoz: Wie ist das denn mit Drogen und Alkohol auf Tour? Glaubst du, das spielt heute noch eine tragende Rolle?

Kaya: Haha, also wir feiern echt nicht so hart auf Tour.

Chris aus dem Off murmelt etwas Unverständliches.

Kaya: Ich meine, das wird es immer geben, ganz unabhängig davon, ob man in einer Band ist, oder nicht. Ich versuche gar nichts zu trinken, um meine Stimme zu schonen. Aber morgen haben wir einen Day off, also werden wir heute schon das ein oder andere alkoholische Kaltgetränk zu uns nehmen.

Gringoz: Probiert unbedingt mal eine Berliner Weiße! Was mich auch zu meiner nächsten Frage bringt: Konntet ihr schon ein wenig von Berlin anschauen?

Kaya: Leider nein, wir waren zwar ein paar Mal da, aber hatten nie Zeit uns mal umzusehen. Jedes Mal kam was dazwischen oder wir hatten zu tun: Soundcheck, auf die Show vorbereiten, das Übliche halt. Eine Sache übrigens, die meine Mutter nie verstehen wird. Sie sagt immer, ich hätte so ein Glück, so viel von der Welt zu sehen. Sorry Mum, alles, was ich meistens sehe, sind stickige Backstageräume und Bühnen und die elendige Suche nach WiFi *lacht*.

Gringoz: Arbeitet ihr schon an neuen Sachen?

Kaya: Allerdings! Unser zweites Album haben wir schon vor ein paar Monaten fertig aufgenommen. Es gibt noch keine Details zur Veröffentlichung, aber es ist sehr düster, sehr hart und sehr aufregend!

Gringoz: Vielen Dank für das Interview und genießt eure Zeit in Berlin!

Das Interview wurde geführt von Désirée Pezzetta

Fotocredits: Adina Scharfenberg

Gringoz Magazine

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